Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 541
(PDF, 170 MB)
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sichere Unterpfand, daß von ihm aus ins Unendliche Ordnung und
Harmonie sich verbreiten werde, wo jetzt noch keine ist.«

So sprechen die beiden Philosophen, welche, die Spuren Kants
weiter verfolgend, das Ich auf den Thron des Weltalls gesetzt haben.

Dieses Ich aber, das im Unterschiede von der Vielheit des empirischen
Ich schlechthin Einheit und Eines sein, welches das System der
ganzen Oeisterwelt sein soll und durch das, wie Fichte mit Steigerung
ins Ungemessene fortfährt, »die Verwesung bilden und der Tod zu
einem neuen herrlichen Leben rufen wird«, — ist es das ewige Urich
der Gottheit oder ist es ein unausgesetzt werdendes Ideal der Zukunft,
oder ist es nichts als ein bloß erdichtetes Oedankenbild, ein schönes
Märchenwunder, das im Wahrheitsverlangen unter der Einsicht der wirklichen
Zaubermächte des Ich die vergrößernde Phantasie uns vortäuscht?
Für Fichte ist »die Einheit des reinen Geistes unerreichbares Ideal,
letzter Zweck, der aber nie wirklich wird.« So würde sein Gott als
»Einheit des reinen Geistes« immer in Entstehung begriffen sein, durch
die ewige Fortentwickelung der Menschheit doch nie fertig werden, ein
gerade heute oft begegnender Gedanke, der leider den Gottesbegriff
entschieden preisgibt, da er ihm die ewige Vollendung als Wurzel wie
Krone des Allen und Einen abspricht und den Antrieb des Ich zur Vollendung
aufstellt, ohne für ihn eine vom Ursprung an wirkende Ursache
zu haben. Woher stammt denn der angenommene Zwecktrieb und
göttliche Vollendungsdrang in der Vielheit des Ich? Jener werdende
Gott ist nichts als ein überkluges Zugeständnis an das naturwissenschaftliche
Forschen des Endlichen, bei dem man höchst irrig ailes zu begreifen
wähnt, weil mai^ nicht zugeben mag, daß es im Unendlichen
das ewig Unbegreifbare gibt, das allein Samen und Frucht des einzelnen
Begreifbaren in sich birgt

Halten wir demnach unbedingt fest am Urich als dem Allbewußtsein
mit ewiger Vollendung, so wird man doch fragen dürfen, ob die Vielheit
des empirischen Ich, die von der irdischen Sinnenwelt nach dem Tode
des Leibes hinübergehen mag in übersinnliche Daseinswelten, von der
Vollendung oder vielmehr demjenigen Teile der Vollendung, der dem
einzelnen Ich nach seiner Art bestimmt ist, ewig geschieden sein müsse.
Hier zwar kann Fichtes Wort vom »unerreichbaren Ideale« der einzelnen
Seelen gelten, das auch »mit dem unendlichen Progressus zur Vollkommenheit
« nach Kant zusammenstimmt. Aber auch dies Unerreichte
, sobald es dem Ich, bewußt oder unbewußt, eingeboren ist,
verbleibt dann als Ideal immerhin sein festes Eigentum. Ich verweise darauf
daß, wie ich es schon früher ausdrückte, nicht Einerleiheit, sondern unendliche
Verschiedenheit im unendlichen Reichtume des göttlichen Alls
die echte Vollkommenheit bedeuten werde. Die Vernunft muß, wie bei
allem Nachsinnen über das Unendliche, dem Verstände überlassen, solche
Annahmen zu finden, die sich mit seinen Schlüssen vertragen, so weit


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