Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 552
(PDF, 170 MB)
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— 552

Bad Ems den Rücken gekehrt hatte! Ist nicht der 11. und 12. Juli in dem Gedächtnis
eines jeden Deutschen! Erinnern sich nicht Millionen von Franzosen der verhängnisvollen
Folgen dieses angeblichen Vorganges, welche seltsamer Weise in der Astralberechnung
angezeigt waren! Als im Februar des Jahres 1871 der Eisengürtel die
Stadt Paris umschlungen hielt, empfing der Astrologe einen Brief, der die deutschen
Militär-Vorposten passiert hatte und Banknoten im Betrage von 200 Pfund Sterling
•enthielt. Auf einem Stück Papier waren die einfachen Worte geschrieben: „Mit
Deutschlands Dank."

Die Perlendoktorin Tortola Valencia in Wien. Kürzlich weilte Tortola Valencia
in Wien, wo sie als Tänzerin gastierte. Da ihre eigentümliche Kraft, „blinde"
Perlen wieder „sehend" zu machen, ihr als mystischer Ruf voranging, so suchten
Wiener Journalisten darüber von ihr Näheres zu erfahren. Nachstehend geben wir
einen Bericht solch einer Besprechung wieder.

Donna Valencia rühmt sich einer nicht alltäglichen Abstammung: ihr Vater

— so berichten auch uns vorliegende spanische Zeitungen — war ein castilianischer
Qrande und ihre Mutter eine Zigeunerin. Das ist interessant, indes nicht aufregend.
Donna Valencia trägt Schmuck, und namentlich Perlen, die ein ideines oder großes
Vermögen repräsentieren. Auch das ist schon dagewesen. Selbst die Tatsache, daß
der spanische Meister Zuloaga sie gemalt hat, vermag nicht sonderlich ihren Nimbus
zu erhöhen. Aber diese Bretteldiva, die in deutschen Landen zuerst durch die Pantomime
„Summerun" bekannt wurde, in der sie Reinhardt auftreten ließ, hat doch
eine eigenartige Qualität, die man sonst bei Tänzerinnen nicht findet. Sie ist nämlich

— eine Perlendoktorin. Sie kuriert kranke Perlen nach ihrer Art. Sie vermag
„blinde" Perlen wieder „sehend zu machen", das heißt, ihnen den ursprünglichen
Glanz zu verleihen. Und sie soll sogar ihre geheimnisvolle
Kunst an dem Perlenkollier der jetzigen Kaiserin von Rußland, das aus der
Zeit Katharinas der Großen stammt, versucht haben — lauter merkwürdige Dinge,
bei denen man aufhorcht. Ist das nicht ein Posaunenstoß einer reklamenhaften
Legende? Das ist eine wohl aufzuwerfende Frage. Aber zufällig in dem jüngsten
Bande der Jahresschrift: „Fortschritte der naturwissenschaftlichen Forschung"
lesend, die der berühmte Physiologe Professor Abderhalden in Halle herausgibt,
finden wir eine Abhandlung über Perlen von Geheimrat Professor Dr. Korscheit in
Marburg, worin dieser Forscher auch den Fall der spanischen Tänzerin streift und
die Frage ihrer Heilwirkung auf kranke Perlen erörtert. Und diese Tatsache, daß
ein hervorragender Forscher Donna Valencia in ihrer Eigenschaft als Perlendoktorin
Beachtung schenkt, hat uns gestern veranlaßt, die Tänzerin aufzusuchen.

Wir trafen sie in der Garderobe, unmittelbar nach ihrer Produktion. Ihr
Äußeres entspricht insofern ihrer Abstammung, als sie in der Tat in ihren Gesichtszügen
den veredelten Typus einer Gitana (Zigeunerin) aufweist. Man glaubt ihr
auch auf den ersten Blick, daß sie Zuloaga Modell gestanden, denn das ist in der
Tat eine jener rassigen Erscheinungen, wie sie der große spanische Naturalist darzustellen
liebt. Seine Gestalten sind allerdings ärmliche Frauen aus dem Volke, mit
billigem Tand grell aufgeputzt. An Donna Valencia hingegen flimmern und blitzen Diamanten
und Perlen, und von den Wänden des kleinen Raumes leuchten herrliche
Kostüme, darunter namentlich überaus zarte indische Gewebe, in allen Farben des
Regenbogens.

„Haben Sie," so lautete unsre erste Frage, „Beziehungen zu gelehrten
Kreisen?"

„Jawohl. Ich kenne sehr genau Professor — Reinhard t."

„Reinhardt, Donna Valencia, ist sozusagen ein Professor in partibus infideliurn.
Das heißt, der ihm gnädigst verliehene Professorentitel deckt keine Gelehrsamkeit."

„Ich kenne auch einen Professor der Magie, einen wunderbaren
Prestidigitateur."


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