Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 553
(PDF, 170 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0560
553 —

„Sie verstehen mich nicht, Donna Valencia. Ein großer Gelehrter, Geheimrat
K o r s c h e 11, hat über Sie geschrieben, selbstverständlich nicht über die Tänzerin,
sondern über die Perlendoktorin. Kennt er Sie? Hat er Sie untersucht?"

„Ich kenne ihn nicht. Ich lasse mich auch von gelehrten Herren nicht
untersuchen."

„Ich bin kein gelehrter Herr, werde Sie aber trotzdem nicht untersuchen, sondern
Sie bloß ersuchen, mir mitzuteilen, wie Sie zu dem allerdings nicht formellen
Doktorat der Perlenkunde gelangt sind. Wann ist Ihnen die geheimnisvolle Kraft,
erkrankte Perlen zu kurieren, aufgegangen? Wo und wie betätigen Sie diese Kraft?*'

„Ich bin Mystikerin, mein Herr, habe mich wegen meiner indischen Tänze
mit buddhistischer Philosophie beschäftigt; ich glaube an die Reinkarnation der
menschlichen Seele und bin überzeugt, daß ich bereits einmal als indische Bajadere
gelebt habe."

„Das ist interessant, obwohl man Ihnen, Donna Valencia, wahrhaftig keine
tausendjährigen Spuren ansieht. Aber kommen wir zu den Perlen."

„Als ich in Valencia religiöse Tänze aufführte, da war die ganze Stadt enthusiasmiert
, sogar der dortige Kardinal, der mich zur Audienz befahl und mich durch
sein gütiges Lob beglückte. Das können Sie hier in diesem spanischen Blatt lesen.**

„Das ist noch interessanter, aber die Perlen, Donna Valencia, die Perlen!*'

„Ich liebe Perlen sehr."

„Das ist ein, wie ich glaube, in der Welt, in der man tanzt, ziemlich verbreitetes
Gefühl."

„Bei mir ist es aber auch ein mystisches Gefühl. Ich habe die seltsame
Empfindung, daß zwischen mir und der Perle irgendein geheimer Rapport besteht.
Das wurde mir zum erstenmal vor ungefähr drei Jahren in Madrid klar. Ich bin
in meiner Heimat die beliebteste Tänzerin, bei Hofe nicht minder geschätzt als in
den aristokratischen und bürgerlichen Kreisen. Hier — dieser Diamantring zum
Beispiel mit der königlichen Krone ist ein Geschenk unsres Königs. Ich tanzte
also vor drei Jahren im Romeatheater in Madrid. Allabendlich Jubel. Eines Abends
flog mir auf der Bühne ein Perlenkollier zu."

„Wohl von einem besonders enthusiasmierten Verehrer? Aufmerksamkeit
eines kastilianischen Granden?"

„Nein. Das Perlenkollier stammte offenbar von einer Dame, denn die Perlen
waren krank. Ich trug es gleichwohl."

„Wo trugen Sie es?"

„Um den Hals mein Herr. Ich fühlte nun auf einmal eine eigentümliche
Unruhe, eine Nervosität, die mich fast krank machte.
Das dauerte drei Tage. Nach drei Tagen war ich wieder gesund — und
nun bemerkte ich zu meinem Erstaunen, daß auch die Perlen wieder gesund waren:
sie hatten ihren einstmaligen Glanz wieder erlangt. Die Sache sprach sich herum.
Juweliere kamen und prüften die Perlen. Alle Zeitungen schrieben darüber. Als
ich bald darauf nach Paris kam, wurde der französischen Regierung nahegelegt,
mir das im Museum des Louvre befindliche dreireihige kranke Perlenkollier der
Madame Thiers zur Kur anzuvertrauen, Die Regierung wollte allerdings nicht darauf
eingehen. Inzwischen war die Kunde von meiner mysteriösen Heilkraft auch nach
London gedrungen. Und als ich dort im März 1912 im Palace-Theater tanzte, übergaben
mir drei Damen der Hocharistokratie drei kranke Perlenkolliers: ein rosiges,
ein weißes und ein schwarzes, zur Kur, und die Kur glückte vollauf. Eines Tages
nun erhielt ich durch die spanische Botschaft die Einladung des russischen Hofes,
nach Petersburg zu reisen, um meine Kunst an dem kranken Perlenkollier der Zarin,
einem unschätzbaren Erbstück aus dem Juwelenschatz der Kaiserin Katharina, zu
erproben. Ich zögerte lange, die Einladung anzunehmen, wegen der Pogroms."

„Pogroms? Sie sind doch keine Jüdin?"


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1913/0560