Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 607
(PDF, 170 MB)
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mit Astronomie beschäftigt, wenigstens äußerte er dies zu Eckermann. Daß ein
so umfassender Qeist aber gerade den „bestirnten Himmel", um mit Kant zu reden,,
nicht in den Kreis seiner Betrachtungen gezogen haben sollte, erscheint verwunderlich
, und fl H. Kritzinger hat denn auch in einer Studie über eine von Qoethe im
Jahre 1828 beobachtete Planetenkonstellation nachgewiesen, daß dem nicht so war.
So bat er sich von Schrön eine Zusammenstellung der Daten über den Halleyschen
Kometen aus und teilte sie auch Eckermann mit, „damit er in solchen Dingen nicht
ganz fremd sein möchte". Mit dem Kanzler Friedrich von Müller hatte er mehrfach
Unterhaltungen über astronomische Dinge, so einmal, als er ihn auf die Bedeckung
des Aldebaran durch den Mond aufmerksam machte, dann wieder, als er ihn auf eine
nahe Konjunktion der Venus mit dem Monde hinwies, wobei er „lange über den hohen
Wert der Astronomie" sprach.

Die Planetenkonstellation, die Anlaß zur Kritzingerschen Untersuchung gab,
hatte auf Goethe einen besonderen Eindruck gemacht. Goethe hielt sich damals in
Dornburg auf, und Eckermann lobte ihm gegenüber die Aussicht aus einem nach
Osten gelegenen Fenster: „Es sei dieser Stand am Tage der Beobachtung vorbeiziehender
und sich im weiten verziehender Regenschauer, sowie bei Nacht der Betrachtung
des östlichen Sternenheers und der aufgehenden Sonne besonders günstig."
Goethe antwortete: „Ich verlebe hier so gute Tage wie Nächte. Oft vor Tagesanbruch
bin ich wach und liege im offenen Fenster, um mich an der Pracht der jetzt
zusammenstehenden drei Planeten zu weiden und an dem wachsenden Glanz der
Morgenröte zu erquicken." Diese Planeten nun sind nach der zitierten Untersuchung
nicht, wie Müller angibt, Jupiter, Mars und Venus, sondern Merkur, Venus und Saturn
gewesen. Erstmalig sah sie Goethe so am 8. August (einem Freitage) 1828, und der
Anblick war um so schöner, als die Mondsichel damals mit den drei Planeten in einer
Reihe stand. Eine Woche hielt die Konstellation an, so daß man jenes Gespräch
mit Hilfe der Astronomie zeitlich bestimmen kann als zwischen 8. und 15. August.

Das Gespenst im Dienste des Untersuchungsrichters. Schon oft sind die eigenartigen
Methoden, deren sich die amerikanische Polizei zu bedienen beliebt, wenn es
gilt, einen Untersuchungsgefangenen zu einem Geständnis zu zwingen, ein Gegenstand
heftiger Kritik gewesen. Der „dritte Grad" hat als, eine spezifische Erfindung
der amerikanischen Polizei traurige Berühmtheit erlangt. Allein die Behörden von
LosAngelesin Kalifornien sind jetzt noch weiter gegangen. Ihnen genügten die
üblichen Mittel des „dritten Grades" nicht. Das Mittel, durch ein erbarmungslos über
Tage und Nächte ohne Unterbrechung fortgesetztes Kreuzverhör die seelische und
körperliche Widerstandskraft des Untersuchungsgefangenen zu brechen, schien ihnen
jedenfalls nicht ausreichend, und so kamen die Herren von der Polizei auf die originelle
Idee, zur Erpressung eines Geständnisses die Gespensterfurcht anzurufen.
Der Mann, an dem zuerst dieses neue amerikanische Hilfsmittel der Voruntersuchung
angewandt wurde, ist der junge Chemiker J. H. Grondin, der in Verdacht geraten ist,
seine Frau ermordet zu haben. Grondin erklärt, seine Frau habe mit Leuchtgas
Selbstmord verübt, was seinerzeit, Ende Oktober, auch nicht angezweifelt wurde, da
der Gatte einen Brief seiner Frau vorweisen konnte, in dem sie ihren Selbstmord
durch ihre Reue über begangene Untreue erklärte. Als aber später eine junge
Witwe in Los Angeles auftauchte, für die Grondin sich lebhaft zu interessieren schien,
und als die Prüfung jenes Briefes durch Graphologen den Verdacht einer Fälschung
nahelegte, verhaftete man den jungen Witwer. Es scheint, daß die üblichen Mittel
des „dritten Grades" fruchtlos blieben, jedenfalls bestritt Grondin jede Schuld. Um
ein Geständnis zu erlangen, brachte die Polizei den Untersuchungsgefangenen schließlich
in ein verdunkeltes Zimmer. Hier erschien dann unversehens ein in weiße Tücher
gehüllter „Geist", ein Gespenst, das mit Grabesstimme fragte: „Warum hast du mich
ermordet?" Allein die Nerven des Gefangenen widerstanden auch diesem Angriff;


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