Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
7.1913/14
Seite: 665
(PDF, 170 MB)
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wir das etwa, nachdem wir, [mit allen Sinnen an den Körpern herumsuchend
und unsere verschiedenartigen Oeistesgaben musternd, tausendfältiges
Einzelnes ohne Vollständigkeit und ohne festen Sammelpunkt zusammenlasen
? Beim Betrachten des Menschen gerade, bei dem wir den Einheitsbegriff
am Unbedingtesten festhalten, werden wir, indem wir hier auf
geistiges Gebiet gelangen, alsbald unserer Unzulänglichkeit in jedwedem
Erkennen gewahr, sowohl in Hinsicht auf das Ich des Menschen wie
dann in Betracht aller Aussendinge, deren Erkenntnis ja durchaus abhängt
vom Unzureichenden unseres an Raum und Sinne gebundenen
Erkenntnisvermögens, wie das Kant in seiner »Kritik der reinen Vernunft
« erläuterte. Wie wir zum Begreifen unseres Ich niemals vordringen,
so können wir auch nie das durch das Ich vermittelte Wesen der Dinge
rein begreifen, und trotzdem wird die Bewußtseinseinheit des Ich der
Schlüssel, mit dem wir uns unendliche Vorstellungen und Begriffe und
ein reiches Wissen über die Welt erschließen. Dieses machtvolle Können
und Wirken des uns selbst geheimnisvoll verschleierten Ich, wahrlich es
ist die uns allernächste, rings und beständig uns umgebende Mystik;
denn was anderes bedeutet die Mystik im eigentlichen Sinne, als ein
von nie ergründetem Grund aus in Unerschöpflichkeit hervorquellendes
allbeiebendes Leben des Gemütes?

§ 3.

Wir haben aber eine zweite Ursache zu nennen, aus welcher die
Eigenschaft des Denkens bei der Abschätzung des Ich zumeist voransteht
. Es ist diese, daß das Denken uns unmittelbar bis ins einzelne
Rechenschaft abgibt über die Gründe unseres Tuns nicht weniger
nach Seite des Verstandes^und der Klugheit als im ethischen Verhalten,
und zwar in gleichem für unser Handeln in der Gegenwart wie im Rückblick
auf all unser vergangenes Leben und für die Tragweite von beidem
für die fernste Zukunft. Die antreibende Stimme des Fühlens und des
Wollens erhält erst eine deutlich vernehmbare Sprache durch die vom
Denken berechneten Gründe. So wird durch die Bestimmtheit des Denkens
unser ganzes Leben, so weit das gelingt, in Einklang gesetzt, und
unsere Verfehlungen und Versäumnisse können Besserung und Heilung
finden, was sowohl für unsere weltlichen Zwecke des Nutzens wie für
die der Wissenschaft und der Kunst wie endlich für diejenigen der Ethik
als die kostbarsten Geltung hat, sodaß unser nie zum Schweigen zu
bringendes Verantwortlichkeitsbewusstsein und Wahrheitsverlangen nach
jeglicher Richtung möglichst befriedigt wird.

Eine dritte Ursache für die Betonung des Denkens bei der
Schätzung des Ich ist der Umstand, daß wir das bestimmte Denken mit der
Deutlichkeit seiner Rechenschaftsablegung als diejenige Gabe des Menschen
achten, mit welcher er sich am kenntlichsten über alle Tiere erhebt.
Nur ist dabei einzuschärfen, daß, wie wir sogleich zu erörtern haben


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