Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 4
(PDF, 145 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1914/0008
— 4

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„Zentralblatt für Okkultismus", Heft 8, Jahrg. III. erschienenen) Aufsatz
„Qoethe und der Okkultismus4' nachgewiesen hat, ohne viel Bedenken
geradezu als Okkultist „par excellence44 bezeichnen. Und zwar umso
eher, als Qoethe nicht bloß in seinen dichterischen Werken sich dem
Okkultismus zugewendet hat. Erscheint es doch oft etwas unverläßlich
, aus dichterischen Werken allein okkultistische Anschauungen
des betreffenden Verfassers feststellen zu wollen. Demnach wird man,
wie aus dem unten Nachfolgenden zu entnehmen ist, nicht umhin
können, Ludwig Tieck (1773—1853), den berühmten „Bannerträger
der deutschen Romantik44, schon bloß auf Qrund dichterischer
Werke als Okkultisten, genauer als mystischen Okkultisten, zu
erklären. Tatsächlich gibt es fast kein okkultistisches Phänomen oder
Problem, das Tieck nicht in irgend einer Weise geschildert und
erörtert hätte, allerdings oft von verschiedenen, mitunter auch sich
entgegenstehenden Standpunkten aus. Denn, wie bekannt, wurde
Tiecks mystisch-okkultistische Denkweise doch oft von rationalistischskeptischen
Anwandlungen bekämpft.

Hinsichtlich Tiecks literarischer Tätigkeit lassen sich bekanntlich
drei Perioden unterscheiden: die Zeit, während welcher er im Solde
des zwar wohlmeinenden, aber in pedantisch nüchterner, rationalistischer
Weise nach „Aufklärung44 strebenden alten „Bildungsphilisters44
und Verlegers Friedrich Nicolai stand;*) dann die eigentliche
Zeit der „Romantik44; endlich die Zeit von Tiecks Aufenthalt in
Dresden. Alle drei Perioden aber zeigen, daß auch auf Tieck die,
natürlich ironisch gemeinten, Worte angewendet werden können, die
Seiling über Qoethe ausgesprochen hat, nämlich: „ . . . wenn
okkultistische Neigungen ein Zeichen von Obskurantismus sind, war
er einer der größten Obskuranten, die es je gegeben.44 Was es indes
mit Tiecks „Obskurantismus44 bezw. Okkultismus für eine Bewandtnis
hat, geht aus den folgenden Worten Prof. Dr. Qotthold Klees
hervor: „Von Haus aus lag in Tieck ein tiefer Hang zu mystischer
Naturbetrachtung, eine von geheimem Grauen begleitete, süße Lust,
alle schauerlichen und köstlichen Geheimnisse des Naturlebens und
ihre rätselvollen Beziehungen zum Menschenleben zu ergründen und
dichterisch darzustellen.44**) Und Prof. Dr. Johannes Scherr,

*) Wie bekannt, soll Qoethe mit dem „Proktophantasmist" im „Faust"
(I. Teil, Walpurgisnacht im f1arzgebirge> eben N i c o 1 a i persifliert haben. Der
Proktophantasmist sagt nämlich u. a.:

„Ihr seid noch immer da! Nein, das ist unerhört!

Verschwindet doch! Wir haben ja aufgeklärt!

Das Teuf eispack, es fragt nach keiner Regel.

Wir sind so klug, und dennoch spukt's in Tegel."
(Anspielung auf den viel besprochenen „Qeisterspuk" im Schlosse zu Tegel.)

.**) Vergl. die Einleitung von Prof. Dr. Q o 11 h o 1 d K l e e s Auswahl Tieck-
scher Schriften. R. S. ,


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