Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 8
(PDF, 145 MB)
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Man kann daher annehmen, daß Tieck, wenn er Kenntnis von den
heutigen Wundern der Telegraphie und Telephonie ohne Draht und
von den heutigen Aethertheorien gehabt hätte, sich hinsichtlich jener
Vorgänge, die wir heute „telepathisch" nennen, wohl derartigen Anschauungen
genähert haben würde, wie sie z. B. in den von du P r e 1,
Dr. ö. v. Qaj und mir zur Erklärung der Telepathie aufgestellten
Hypothesen (meinerseits in der Monographie „Die Telepathie", Verlag
von M. Altmann, Leipzig) vertreten worden sind.*) — Abgesehen von
den auf Telepathie zurückzuführenden Vorgängen in der Erzählung „Der
Aufruhr in den Cevennen" handelt es sich beispielsweise gleichfalls um
Telepathie, wenn Tieck in der Novelle „Der fünfzehnte November"
Elsbeth die Frage stellen läßt: „ . . . . warum soll der in Liebe aufblühende
Qeist nicht aus der Ferne auf ein Qemüt einwirken können?"

Noch verschiedenen sonstigen magischen oder okkultistischen
Ideen und Episoden begegnen wir bei Tieck überaus häufig. So z. EL
in den Märchen „Der blonde Eckbert", „Der Runenberg" und „Die
Elfen". In der vom Standpunkt des Okkultismus besonders beachtenswerten
mehrerwähnten Erzählung „Der Aufruhr in den Cevennen"
vollführt der alte Bauer und Heilkünstler Gottfried sympathische
Kuren; auch ist er Rutengänger und unterhält sich mit seinem
Gevatter, dem Musikus Dubois, über „philosophia occulta".
Und an anderer Stelle derselben Erzählung erklärt der „Jäger": „Das
Hexen ist ebensowohl etwas Körperliches wie Geistiges, etwas
Sichtbares wie Unsichtbares; und nicht bloß Menschen, auch Häuser,
Berge, Flüsse können verzaubert sein; und das habe ich selbst in
meinem Leben erfahren". Dann erzählt er von einem verhexten
Baum, der „keinen Menschen unter sich leidet". In dem durch Tieck
bedauerlicherweise nicht verfaßten zweiten Teile der Erzählung sollte,
wie Tiecks Biograph Prof. R. A. D ö z k e berichtet hat, die „Entführung
" jenes verhexten oder verzauberten Baumes vor sich gehen.
Und in der Novelle „Dichterleben" glaubt die Gattin des Dramatikers
Green, daß letzterer „in einem verhängnisvollen Zauber lebt, der niemals
gebrochen werden kann." In dem Drama „Leben und Tod der
heiligen Genoveva" zeigt die Hexe Winfreda, — die schon „manch
armes Christenkind verzaubert, das Vieh verdorben, Krankheit ausgebracht
, mit Lug und Trug die Sinne oft geblendet ...." — diese
Winfreda also zeigt dem Pfalzgrafen Siegfried in ihrem Zauberspiegel
trügerische Bilder, um ihn zum Glauben an Genovevas angebliche
Untreue zu verleiten. — In den Novellen „Pietro von Abano" und
„Der Pokal" werden gleichfalls magische Vorgänge geschildert. So
zaubert in der letzteren Novelle der alte Sonderling und Magier Albert
seinem jungen Bekannten Ferdinand aus einem goldenen Pokal die

*) Vergl. hierzu auch meinen Aufsatz „Zur Theorie und Praxis der Telepathie"
im „Zentralblatt für Okkultismus", Heft 5 ff, Jahrg. VI.


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