Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 48
(PDF, 145 MB)
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Okkultistische Umschau.

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Ein menschliches Rätsel. Gedankenleser, Wahrsager und Geisterseher hat es
schon immer gegeben, aber die Gelehrten haben sich mit ihnen nicht beschäftigt.
Nun hat endlich ein deutscher Hochschullehrer, der tiygieniker an der Universität
Freiburg, Prof. Dr. Max Schottelius, einen Gedankenleser gründlich untersucht
, und es liegen über diesen Fall eine erfreuliche Anzahl Gutachten von Ärzten
vor, die als vereidigte Sachverständige ihren Ruf und ihre Ehre einsetzten. Einen
sehr interessanten und lehrreichen Bericht über seine Untersuchungen hat nun Prof.
Dr. M. Schottelius im „Kosmos" (1913 Heft 12) veröffentlicht und dadurch die Aufmerksamkeit
von Hunderttausenden endlich auf die Tatsachen des Hellsehens und
Gedankenlesens gelenkt. Aus dem erwähnten Berichte sei hier nur zur kurzen
Unterrichtung folgendes erwähnt:

„Es handelt sich um einen Menschen, der — so unglaublich das klingen mag
— imstande ist, den ihm unbekannten Inhalt zusammengefalteter, beschriebener
Zettel, die in der festgeschlossenen Hand des Beobachters gehalten werden, ohne-
weiters zu lesen, als wenn der Inhalt offen vor seinem körperlichen Auge läge. Ludwig
H. ist jetzt 40 Jahre alt und hat eine recht bewegte Vergangenheit. Als dreijähriges
Kind zeigte er eine auffallende Begabung für Rechnen und konnte mit
fünfstelligen Zahlen im Kopfe arbeiten. Schon früh kam er in eine kaufmännische
Lehre, wanderte aber bald nach Amerika aus. Hier „entdeckte" er seine „Gabe",
wurde Gedankenleser und verdiente damit viel Geld, das er aber im Spiel und in
lockerer Gesellschaft immer wieder sehr bald durchbrachte.

Im September 1912 kam H. nach Deutschland und wohnte vom 20. September
bis zum 10. Oktober in Freiburg i. B. Dabei bot sich mir Gelegenheit, persönlich
mit ihm bekannt zu werden und seine merkwürdige Eigenschaft, „seine Gabe", wie
er sie nennt, zu untersuchen."

Prof. Schottelius erzählt dann weiter, wie er in Abwesenheit des Hellsehers
auf drei Zettel die Sätze schrieb: 1. Trüb' nie den Brunnen, der dich tränkte, Wirf
keinen Stein hinein. 2. 15. November 1849. — 3. Afar ata weel afar teschub.

„Ich faltete darauf die Zettel achtfach zusammen", fährt er fort, „und nahm
zwei in meine linke, einen in meine rechte geschlossene Hand. Dann ging ich zur
Tür, öffnete sie und rief H. herein. Er schloß die Tür hinter sich und trat neben
meinen Schreibtisch, an dem ich mit den Zetteln in den geschlossenen Fäusten
Platz genommen hatte. H. sagte mir dann, ich möge einen der drei Zettel irgendwo
im Zimmer hinlegen und nur einen in jeder Hand behalten, damit er mir jeden Zettel
für sich vorlesen könnte. Ich legte darauf einen der beiden in der linken Faust
befindlichen Zettel abgekehrt von H. unter die Schreibtischunterlage meines Tisches.
Dann fragte H.: „Welchen Zettel soll ich nun zuerst lesen? Den in der rechten,
den in der linken Hand oder den unter der Unterlage?"

Ich selbst wußte nicht, welches der Inhalt des rechten, des linken und des
dritten Zettels war, da ich sie alle ganz gleich zusammengefaltet und geschlossen in
die Hände genommen hatte. Ich antwortete also auf seine Frage: „Lesen Sie mir
den Zettel, den ich hier in der rechten Faust halte!" — und zeigte ihm die geschlossene
rechte Faust. Dabei beobachtete ich H. Er sah nicht auf meine geschlossene
rechte Faust, sondern starrte schräg nach oben an mir vorbei ins Leere;
dabei wurde er blaß, in der rechten Hand hielt er einen Bleistift, den er von
meinem Schreibtisch genommen hatte, und kritzelte damit auf das Papier eines

Inst. f. Grenzgeb*
der Psychologie


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