Freiburger historische Bestände - digital

chen Prozeß und in welchem Momente sie sich
in lebenden Wesen in eine bewußte Kraft umwandelnkönnte
.

Die Materie aber, d. h. das, was nicht als
Kraft erscheint, ist negativ elektromagnetischer
Natur*). (Fortsetzung folgt.)

Druckfehlerberichtigung: S. 14 (Heft 1) ZI. 16 v. u. muß es Covindasamy
heißen. — Ist S. 69 nicht der Leipziger Astrophysiker Zöllner gemeint? — A. G. W.

Ludwig Tieck als Okkultist.

Okkultistisch-literarhistorische Skizze.

Von Robert Sigerus.

(Schluß)

Eine Rolle spielt bei Tieck auch, wie erwähnt, das zeitliche
Hellsehen**) bezw. das Wahrsagen, ferner die Physiognomik
***), die astrologische Kombination, usw. In
der Novelle „Dichterleben44 besuchen die beiden Dramatiker Marlow
und Qreen mit dem damals noch ganz unbekannten „Schreiber44
Shakespeare einen alten Magier. Dieser legt, indem er einige Worte
murmelt, mehrere alte, mit Hieroglyphen, planetarischen Zeichen usw.
versehene Blätter vor sich hin. Dann zählt und rechnet er geheimnisvoll
und spricht allerlei Formeln. Es breiten sich, wie er sagt, in
seinem schauenden Qemüte Qeisterlinien wie Strahlen aus.
Er liest aber auch in den „Lineamenten44 des Angesichts seiner Besucher
. Und schließlich prophezeit er für Marlow und Qreen Schmach,
nahes Ende und Vergessenheit, für Shakespeare aber Jahrhunderte
überdauernden Ruhm. — In dem Drama „Leben und Tod der heiligen
Genoveva44 prüft Winfreda die Gesichtszüge Golos, und nachdem sie
„drinnen Kreis und Linien gezogen44, sagt sie ihm, wer sein (ihm unbekannter
) Vater war. Auch erklärt sie ihm (und zwar in ganz
deterministischer Weise) den Zusammenhang des Menschenschicksals
mit den „Sternenkräften44:

„Trägt jeder um sich ein siderisch Haus
Und kann aus seiner Heimath nicht heraus.44

*) Ihrem Wesen nach ist die Materie nichts anderes, als Objektivation der Kraft,
eine vereiste Kraft. Wenn ich den Ausdruck „elektromagnetisch0 gebrauche, so will
ich hiermit ausdrücken, daß ich die Amperesche Theorie von der Identität elektrischer
und magnetischer Kräfte akzeptiere.

**) Hinsichtlich des zeitlichen Hellsehens verweise ich auf meine im „Zentralblatt
für Okkultismus" (V. Jahrg. Nr. 6 ff. und Nr. 10 u. 11) veröffentlichten Aufsätze
„Wissenschaft, Okkultismus und prophetisches Hellsehen (Vorschau)" sowie „Zur
Frage der wissenschaftlichen Experimentalmagie". —

***) In der Novelle „Der Aufruhr in den Cevennen* ist der „Pfarrer von St.
Sulpice" Physiognomiker und beruft sich auf ein Buch des berühmten neapolitanischen
Okkultisten Giambett.sta della Porta (1538-1615). Porta (wie auch Albertus
Magnus) ein Vorläufer L a v a t e r s und G a 11 s, war Verfasser besonders #er Werke:
„De humana physiognomia", „Phytognomonica" und *Magia naturalis *