Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 72
(PDF, 145 MB)
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Und so sagt dann später Qolo seinerseits gegen den „Pilgrim":

„Die Sterne sinds, die unser Schicksal machen
Und unsre Tugend, unsre Laster . . .

Der „Pilgrim" aber scheint, was hier nebenbei noch bemerkt
sei, vielleicht einer Vereinbarlichkeit astrologischer Lehren mit der
Aufrechterhaltung ethischer Selbstbestimmung das Wort reden zu
wollen, denn er lädt Qolo ein, ihn zu begleiten, um sich des weitern
zu besprechen. — In demselben Drama hat der alte Ritter Wolf um
die Mondscheibe ein Meer von dunkelrotem Blut gesehen und erklärt,
daß dies Krieg bedeute; auch erzählt er von seiner Unterredung mit
einem „Sterngucker", der ihm auf Qrund „wunderbarer Konjunkturen"
über den Kampf der Christen mit den Arabern Mitteilung gemacht
hat. Und der „Unbekannte" belehrt Karl Martell, den Majordomus
des fränkischen Reiches: „Sterne können niemals Lügen sprechen . . ."
und prophezeit ihm dann den aufsteigenden Qlanz and Ruhm seines
Hauses.

Zu erwähnen sind weiter die in der Novelle „Der Aufruhr in den
Cevennen" gegebenen Schilderungen über jene eigentümlichen Vorgänge
, wo ungebildete, stille Landleute plötzlich nicht bloß als zeitliche
Hellseher, Propheten usw., sondern auch als begeisterte Prediger auftreten
; wo sogar kleine Bauernkinder, z. B. von nur drei Jahren, Buße
predigen, ermahnen und so vertraut von allen Sünden sprechen, als
hätten sie schon längst das ganze Register davon durchgemacht."
Und dies alles meist in gutem, feinem Französisch, „was sie oft wohl
Zeit ihres Lebens noch nicht gehört haben." Handelte es sich bei
diesen Vorgängen, insoweit sie eben als historisch verbürgt anzusehen
sind, vielleicht um telepathische Massensuggestionen? Prof. Dr.
Otto S t o 11, der der „Suggestion" eine überaus umfangreiche Bedeutung
zulegt, sagt von seinem skeptischen Standpunkte aus: „In
dem Somnambulismus der „ „Trembleurs"" (des Cevennes) zeigen
sich, abgesehen von den gewöhnlichen Vorkommnissen des angeblichen
„ „Redens in fremden Sprachen" ", worunter natürlich nur das
incohärente ekstatische Qerede zu verstehen ist, welches die Bibel als
yXcbooak kahiv bezeichnet, der Anästhesie und der. übrigens zuweilen
fehlenden, Amnesie nach dem Erwachen aus der tiefen Hypnose usw.
auch einige Wirkungen, welche durch die suggestiven Momente
der Zeit läge ausgelöst wurden. Dahin gehört das
Hellsehen der Propheten, welches sie angeblich befähigte,
das Heranrücken der feindlichen Truppen- aus weiter Ferne zu bemerken
, die Gedanken der Anwesenden zu lesen ürid dadurch die in
die Versammlung eingedrungenen Spione zu entdecken und ähnliches
mehr."*)— Tieck seinerseits hat dagegen dem „Pfarrer von St. Sulpice"

*) Prof. Dr. med. Otto StoII, „Suggestion und Hypnotismus in der Völkerpsychologie
." (1894). — Bekanntlich ist schon im Altertum die Prophetie (die übrigens


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