Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 74
(PDF, 145 MB)
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einer Ueberschwemmung an den Rettungsarbeiten mit außerordentlichem
Eifer und unter überaus großen Anstrengungen, wobei er volle
vierzehn Tage fast gar nicht schläft. Endlich sinkt er, gerade wieder
an .seinem Geburtstage, in tiefen Schlaf, aus dem er, zum Staunen
und zur Freude seiner Angehörigen vollkommen geistesfrisch und gesund
erwacht. — Natürlich wird in unserer Zeit ein derartiger Vorgang
von medizinischer Seite vor allem unter Berufung auf physiologische
Vorgänge erklärt. Immerhin muß darauf hingewiesen
werden, daß es heute glücklicherweise doch auch Mediziner gibt,
die in idealistischer Art z. B. den Pfaden des Philosophen Prof. Berg-
s o n sich nähernd, derartige Vorgänge auch in anderm Lichte
erblicken, — etwa unter Betonung des großen Einflusses des
Geistigen, Seelischen auf die Entstehung und Behebung der
Krankheiten.*) — Hermann Freiherr von Friesen, ein
Zeitgenosse und Freund Tiecks, schreibt in dem Buche „Ludwig Tieck,
Erinnerungen eines alten Freundes" über die fragliche Novelle folgendes
: „ . . . Nach der mir bekannten Gewohnheit und Sinnesweise
Tiecks bin ich überzeugt, daß die Novelle nicht ein selbständiges Produkt
seiner Phantasie ist. Auch darf ich . . . versichern, daß Kenner
der geheimnisvollen und oft wunderbaren Seelenzustände von Gemüts
- und Geisteskrankheiten an dem Ahnungsvermögen des törichten
Fritz-Wilhelm, an seiner riesigen Körperkraft und seiner plötzlichen,
überraschenden Heilung nicht den mindesten Anstoß nahmen. Daß aber
der Zweifel hier ebensowenig am Platze sein würde, als das Grübeln
über den möglichen Zusammenhang, darüber gibt uns der Dichter im
Verlauf der Erzählung Winke von genügendem Gewicht." Dann setzt
Friesen vom religiösen Standpunkte ausdrücklich hinzu: „Man mußte
es auch nur in wiederholten Gesprächen mit Tieck erfahren haben,
wie sehr er es liebte, die stillwirkende und geheimnisvolle Macht der
göttlichen Schöpfer- und Vaterhand in der Natur sowohl als in dem
menschlichen Gemüt mit Hingebung zu betrachten, um ihm in der
Neigung zu solchen Schilderungen zu folgen.""*) — Noch läßt sich
übrigens daran erinnern, daß sich in dem Kreise der Freunde und
Bekannten Tiecks zwei Personen befanden, die ein in gewisser Richtung
etwas ähnliches Schicksal gehabt hatten, wie Tiecks „Fritz-
Wilhelm", nämlich Hardenberg (Novalis) und Baader. Hardenberg,
von früher Kindheit an sehr kränklich und schwächlich und wenigstens
scheinbar von unbedeutenden Fähigkeiten, erwachte nach einer
schweren Krankheit wie aus dem Schlaf und zeigte sich plötzlich als

*) Vergl. z. B. die Ausführungen Prof. Dr. L. S c h 1 e i c h e r s in der Zeitschrift
„Ueber Land und Meer", Nr. 43, Jahrg. 1912, S. 514. — „Zentralblatt für
Okkultismus", Heft 5, Jahrg. VI, S. 277.

**) Hier sei der pietistischen Strömungen gedacht., die sich während des
18. Jahrhunderts auch in Holland, wo Tiecks Novelle spielt, geltend machten.


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