Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 92
(PDF, 145 MB)
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Brust zu immer reineren Gefühlen des Ewigen im Schönen der Kunst,
im Wahrheitsdurste der Wissenschaft, in Gerechtigkeit und Menschenliebe
des metaphysischen und religiösen Sehnens, in Erhabenheit, die
mitten in der Welt handelnd die Welt überwindet. Unzertrennlich
bleiben immer Fühlen, Wollen, Denken verbunden
, aber den Auftakt dieses Dreiklanges gibt das Gefühl das
aus Lebens drang geboren, der gebietende Drang für alles wird.
Erinnerung würde ihm in solchem Maße nicht zur Macht werden,
wenn nicht das Gefühl es wäre, das sich an die Eindrücke des Augenblickes
fest anheftete und Wollen und Denken zur Hilfe riefe. Wie
die Erfindungsgabe des Menschen die „Verbindung alles Irrenden,
Schweifenden" in der Herrschaft über die Natur vollbringt, so bewährt'
er das auf das Fruchtbarste, durch die Gabe der ebenfalls zuerst durch
das Gefühl geweckten Phantasie, die herrschgewaltig die Fülle äußerer
und innerer Erfahrungen zu eigenen Schöpfungen verschmelzt und
ihnen abermals „Dauer verleiht44.

§ 8.

Auch das, was das Verantwortlichkeitsbewußtsein in
uns weckt und wachsen macht, ist zuerst unmittelbar entsprungen aus
dem Selbstgefühle des Ich als Verantwortlichkeits g e f ü h 1. Hiermit
werden wir eingeführt in die geheimste, kostbarste all-
bedeutende Mystik des Seelenlebens. Gibt es Recht
und Sittlichkeit? Ist dieses Heiligste, was sich in uns regt, Täuschung?
Gibt es für uns wirkliche Verantwortung? Gibt es Freiheit des
Handelns?

Wenn es ein unbezwingbares Verantwortlichkeitsbewußtsein
in uns gibt, ist das nicht vielleicht um so schlimmer, da nach den in
der „A n k 1 a g e4' allerwärts dargetanen Mängeln unserer Anlagen mit
Irrtümern und unzulänglichem Vermögen sich das schmerzliche Ergebnis
auftun könnte, daß jederzeit das Tun hinter dem Wollen und
den eigenen Anforderungen zurückbleibt? Wird diese Selbstverantwortung
dem Menschen nicht zur Scham? Gelangt er nicht zum
„durchbohrenden Gefühle seines Nichts44 bei den Ausblicken und
Idealen, die in unbegrenzter Weite und Höhe ihn vergeblich spornen?
Nimmer werden sie das, — wir alle, alle antworten und wissen
es — sie werden und sind für jeden, der nach ihnen wahrhaftig je
den Blick aufhob, die unversiegliche Quelle des Heils, und niemals
wird er müde werden, immer von neuem den Durst nach ihnen zu
löschen. Was uns gestern, heute, morgen mißlinge, den Drang, jenen
Idealen nachzuwandern, verlieren wir nicht, so lange wir im Geiste
leben, und jede kleinste Annäherung an sie, jeder Flügelschlag, der
ihnen zugewandt uns hebt, ist trotz ungestilltem Sehnen uns Verheißung
der frohen Botschaft, ohne die wir verhungern würden an jedem Heile.
Nicht das Behagen ruhenden Stillstandes ist das höchste Glück dei


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