Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 102
(PDF, 145 MB)
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— 102 —

Die Elektrizität und die Pflanzen. Eine Beförderung des Pflanzenwachstums
durch elektrische Ströme ist im letzten Jahrzehnt vielfach durch Versuche auch
in größerem Maßstab festgestellt worden, aber die Kosten des Verfahrens haben
seine Anwendung zu einer Volkstümlichkeit in der Landwirtschaft nicht kommen
lassen. Als die Elektrizität eigentlich eben erst erfunden war, wurde mit ihr nach
allen möglichen Richtungen experimentiert, und es ist daher begreiflich, daß auch
schon damals Proben mit der Wirkung der neuen Wunderkraft auf die Pflanzen
angestellt wurden. So entstand bereits im 18. Jahrhundert eine Abhandlung über
die Elektrizität der Gewächse. Ihr Verfasser war ein Freund Franklins, der
Abbe Bertholon de Saint-Lazare. In dieser 1783 veröffentlichten Schrift
wurde ein Apparat beschrieben, den sein Erfinder als Elektrovegetometer bezeichnete
und zu einem sonderbaren Zwecke zu benutzen gedachte. Er bestand
in einem Mast, auf dessen Höhe in einer isolierten Glasröhre eine Metallstange mit
mehreren Spitzen befestigt war. Von dieser Stange ging eine Kette zu einem
wagerechten Leitungsdraht herab und endete in einer Art von Metallbesen, der nach
dem Boden zu herabhing. Der Abbe wollte durch diese Vorrichtung die atmosphärische
Elektrizität auffangen und den Pflanzen zuleiten, über die er den Metallbesen
aufhängen würde. Er sagte wörtlich: „Man erhält auf diesem Wege einen ausgezeichneten
Dünger, den man sozusagen vom Himmel holt, und der außerdem
den Vorzug hat, kaum etwas zu kosten."

Trotz dieser Anpreisung ging der Einfall des Herrn Abbe für die Mit- und
Nachwelt völlig verloren. Erst nach 65 Jahren fand Beckensteiner den Mut,
mit einem neuen Apparat zu ähnlichem Zwecke hervorzutreten, der sich von dem
ersten dadurch unterschied, daß statt jenes Metallbesens ein unterirdischer Leiter
gewählt wurde, um die Elektrizität unmittelbar durch den Boden den Pflanzen
zuzuleiten. Diesmal erregte die Sache mehr Aufmerkamkeit, allerdings auch
wiederum nur in Frankreich, wo verschiedene Verbesserungen zur elektrischen
Pflanzenbefruchtung vorgeschlagen wurden. Insbesondere wollte man ein ganzes
Netz von Kupferdrähten in bestimmter Tiefe in den Boden eingraben, ehe die Aussaat
oder die Einpflanzung der Gewächse erfolgte. Wieder dauerte es länger als
ein halbes Jahrhundert, ehe die Angelegenheit wieder aufgenommen wurde, aber
seit etwa 10 Jahren ist sie auch nicht mehr zur Ruhe gekommen.

Der Vorkämpfer dieser neuen Bemühungen ist vor allen anderen der englische
Physiker Professor Oliver L o d g e geworden. Er führte 1906 einen Versuch in
bedeutendem Umfange auf den Wunsch von zwei englischen Landwirten
aus. Dazu diente eine Dynamomaschine, die durch einen Petroleummotor
von zwei Pferdestärken betrieben wurde. Der Strom wurde auf eine Spannung von
100 000 Volt umgeformt. Das Versuchsgelände hatte eine Fläche von etwa 8 Hektar
und wurde mit 22 Masten besetzt, die in 4lA Meter Höhe die Leitungsdrähte aufzunehmen
hatten. Von diesen hingen in Abständen von zehn Metern dünne Drähte
herunter, um den positiven Strom nach der Erde hin zu leiten, während der negative
mit dem Boden selbst verbunden wurde. Ein Mensch, der auf diesem Felde
spazieren ging, spürte die Elektrizität deutlich an einem kribbelnden Gefühl
in der Haut. Nachts war ein schwaches Leuchten der Drähte zu erkennen. Das
Feld wurde teils mit Getreide, teils mit Rüben und Tomaten bestellt. Im ersten
Jahre ergab die Gerste eine sehr ungleiche, im zweiten Jahre eine um etwa zwei
Fünftel gesteigerte Ernte. Auch die anderen Gewächse zeigten eine deutliche
Verbesserung. Seitdem sind ähnliche Versuche in größerer Zahl unternommen
worden, in Deutschland namentlich vor 4 Jahren in der Gegend von Bromberg
. Selbst nach Argentinien ist die elektrische Pflanzenbehandlung bereits gedrungen
, aber dort hat sie sich erst recht wegen der Kostspieligkeit keine feste


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