Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 146
(PDF, 145 MB)
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währen, damit das Oute zwar nicht im breiten Strome der Welt, aber
doch unausgesetzt immer wieder in Strömungen, die auch dein breiten
Strome gewisse heilsame Richtungen vorschreiben, gegen (Mahr und
Widerstand sich durchsetzen könne und überdies vor allem seine Siege
verborgen und stark erringe in einer ihrer Verantwortung freien
Menschenbrust; denn „nicht dem Guten gehöret die Erde", der den
reinen Triumph allein in sich selbst besitzt. Daß dennoch „die Kraft,
die stets das Böse will, stets das Gute schaffe'4, darüber vergewissert
uns am letzten Ende der Sachwalter des Bösen selbst bei Goethe.
Vom tiefsinnenden R ü c k e r t gibt es ein „W i e g e n 1 i e d", in dem
der Genius dem neugeborenen Knaben die unentrinnbar lichten wie
noch mehr finsteren Geschicke verkündigt, die dem Wandel seines
„f r e i e n Fußes" bevorstehen. Dieser Genius, kann er ein anderer
sein als das eigene uns verhüllte Ich, das, ob es uns traumfern
liege, doch als unser intimer mystischer Leiter das bewußte Leben,
das ja so oft von uns mit wohl besserem Rechte einem Traume verglichen
wird, als Verhängnis bestimmt, mithin jenes „transzendentale
Subjekt" Kants, das in seiner okkulten Bedeutung du P r e 1 dargetan
zu haben das große Verdienst hat?*)

Aber Angelus Silesius spricht:

„Wer Freiheit liebt, liebt Gott; wer sich in Gott versenkt
Und alles von sich löst, der ist's, dem Gott sie schenkt!"

Freiheit lieben wir alle oder glauben sie doch zu lieben. Im echten,
vollen Sinne liebt sie nur, wer sie im ethischen Sinne liebt, also
das Ideal der Vollkommenheit am Himmel und in der Brust zum Leitstern
nimmt und sich damit befreit von den das reine Selbst trübenden
und knechtenden Begierden. Es ist kein vernünftiges Wesen, das nicht
das ethische Ideal in sich trüge, und darum ist auch keines, in
dem es nicht zuletzt als unser höchstes ureigenes Gesetz zum
Siege gelangen muß. Das „Niederträchtige" mag nach G oethes
treffenden Worte noch so sehr „das Mächtige sein"; es ist dies nur
auf zeitweilig kurzer Bahn und muß zerbröckeln, wo Dauer und Ewigkeit
allein der Seele gelten.

Unser tiefst in sich gesammeltes Ich b r a ucht ei n h ö h e r e s
A 11 w e s e n , das diesem ureigenen Gesetze seinen granitenen Halt
gibt, als dem gemeinsamen Kanon und Gerichte für alle die einzelnen
Wesen, aber nicht bloß für jedes in seiner Vereinzelung, sondern in
ihrer Zusammengehörigkeit zur Geister gern eine, zum Gottes-
reiche, das da „komme", Die Zwiesprache unserer lebendigen Seele

*) Die von Hudson in seinem trefflichen Buche „Das Gesetz der psychischen
Erscheinungen" (übersetzt von Herrmann) angewandten Bezeichnungen des
subjektiven und objektiven Ego möge man als durchaus unglücklich vermeiden.
Welches Ego wäre nicht subjektiv? Ist es nicht im besten Sinne gerade das sogenannte
„objektive" als das höhere Ich?


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