Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 175
(PDF, 145 MB)
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nächste Zukunft wird allmählich eine brennende werden. Denn jeder
auch nur einigermaßen Sachverständige muß erkennen, daß wir hier
den eigentlichen Schlüssel der ganzen Menschheitsentwicklung in die
Hand bekommen haben. Alles Andere war nur Vorbereitung.

Es sind hauptsächlich zwei große Strömungen, die eine der
beiden Uebungsarten vertreten: auf der einen Seite ist es die christliche
Religion mit ihren Andachtsübungen (Raja-Yoga), auf der andern
die verschiedenen Richtungen, die man mit dem Namen „Neugedanke"
bezeichnen kann, also z. B. Mazdaznan, Vegetarismus, Okkultismus
usw. (Hatha-Yoga).

Die erste wendet sich direkt an die „Seele", richtiger vielleicht
das „Ich" und sucht alles von oben und durch Hinweis auf die höchsten
Kräfte, also „Qott" zu erreichen. Die zweite sieht zunächst von
der Erreichung des „höheren Ich'4 ab und versucht erst das niedere
Ich zu kräftigen, und zwar infolge Durchdringung und Beherrschung
der Sphären, die zwischen dem Absoluten und der Welt bestehen,
nämlich Aethergebiet und Astralgebiet.

Beide Richtungen haben ihre Berechtigung. Es fragt sich nur,
welche man in einem bestimmten Falle mit größerem Erfolge anwenden
soll. Es genügt nicht zu denken, weil der religiöse Weg der
höhere und vollkommenere ist, müßte er im einzelnen Falle auch immer
der richtigere sein.

Wenn ein frommer Katholik krank ist, wird er doch nicht so
naiv sein, zu meinen, daß er durch eine bestimmte Anzahl „Ave Maria"
gesund werden würde. Das Qesundbeten hat manche Bedenken, und
die „christliche Wissenschaft" (Christian science) entbehrt einer
wissenschaftlichen Unterlage. Man darf auch von einem Fall nicht
auf den andern schließen und von einer Person auf die andere. Alle
Menschen sind innerlich verschieden, und je nach der Höhe ihrer Entwicklung
sind auch die Anwendungen verschieden, so gut wie ein
physischer Körper mehr leisten oder aushalten kann wie ein andrer
oder eine Kur jemand sehr gut tun kann, die dem anderen schlecht
bekommt.")

Die Anhänger der indischen Richtung empfehlen besonders
Yoga-Uebungen, und manche modernen Bücher, die auf diesem Boden

*) Ein katholischer Geistlicher behauptete mir gegenüber, daß die Gnade
wohl die Immoralität bessern könne, jedoch nicht seinen krankhaften Zustand. Dies
ist aber ganz unlogisch. Krankheit beruht stets auf einer Unvollkommenheit der
Seele und in letztem Grunde auf Immoralität. Ein vollkommener Mensch könnte nie
krank werden, und wenn, die Gnade alles kann, so muß sie auch eine Krankheit
heilen können. An diesem Beispiele erkennt man die Enge des katholischen Prinzips
, das nicht ausreicht. Die Gnade allein tut es nicht, sondern die Ausführung,
wie der Apostel Paulus an einer bekannten Stelle sagt. Das Gebet aber3 gibt
nur die Möglichkeit, der Versuchung zu widerstehen, aber noch nicht die wirkliche
Ausführung (Gratia effjcax).


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