Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 176
(PDF, 145 MB)
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stehen, können vielen Personen, die noch wenig geistig-moralisch
entwickelt sind, großen Schaden tun. Mir hat einmal ein Brahmane,
der aus Amerika kam, gesagt, daß die meisten derer, die indische
Atemübungen (ohne Lehrer) gemacht hätten, sehr unangenehme
Folgen gehabt hätten, bis zum Tode.

Die Vertreter der Kirche betonen wieder die Notwendigkeit des
fortwährenden Betens und versprechen sich alles davon. Sie werden
auch nicht irre, wenn man ihnen sagt, man bete schon seit vielen
Jahren ohne Erfolg.

Kommt einer zu einem katholischen Dorfpfarrer, dann sagt der
ihm vielleicht, er solle jeden Tag ein Ave Maria beten, das helfe
sicherlich. Wenn der Betreffende dann sagt, das habe er getan, dann
fragt der Pfarrer, wie viele Qebete er immer gebetet habe, und wenn
jener antwortet, eins, dann sagt er: „Ja, da sieht man's ja! Hätten
Sie immer zwei Ave gebetet, wäre alles anders geworden." Auf die
Weise kann man natürlich stets recht behalten.

Man kann im allgemeinen sagen: Das Qebet, wie jede andere
fromme Handlung, zieht die „Gnade" herab, d. h. eine geistige Kraft,
die die Möglichkeit gewährt, besser zu werden. Allein durch die
Onade hat man noch nichts gewonnen, man muß mit der Qnade
mitwirken.

Daher muß man mit der Andachtsübung in schwereren Fällen
Hathaübungen verbinden, was die meisten „frommen44 Katholiken
höchstens unbewußt tun.

Wenn jemand z. B. eine Wallfahrt macht, so übt er unwillkürlich
Hatha-Yoga *J: langes Wandern mit Ausstoßung der Kohlensäure
durch lautes Beten, Fasten, Knien, bestimmte Armbewegungen (z. B.
mit ausgebreiteten Armen), Singen, Beichten usw. Die Wunder von
Lourdes und von anderen Qnadenorten sind begreiflich, wenn man
sich vergegenwärtigt, daß eine durch alle möglichen Uebungen und
Entbehrungen empfänglich gemachte Seele die gute Aura in sich aufnimmt
, die sich durch die Qebete dort bildet und an alle Gegenstände,
besonders natürlich an das Kultbild anhängt. Ich selbst habe in

*) Man kann sagen, das Hatha-Yoga festigt das niedere Ich, also den Egoismus.
Wenn dies nicht gefestigt ist, entseht leicht Furcht und Angst, daher wendet sich
die Seele an eine höhere Macht. „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang."
Oft ist es eben auch weniger Furcht vor Qott als vor den Übeln der Welt, die
weibliche Seelen zur Verzweiflung und damit Oott in die Arme oder ins Kloster
treiben. Auf der Grenze beider Arten stehen die Bußübungen, Asketentum, Geise-
lung usw., die früher eine so große Rolle gespielt haben. Man könnte daher drei
Stufen annehmen: natürliche durch Hatha-Yoga, übernatürliche durch Mystik
(Raya-Yoga) und göttliche durch Erkenntnis, daß das Ich die Gottheit enthält
und deshalb freiwillig aus Liebe aufsteigen soll (Theosophie); also entsprächen den
beiden letzten Phasen das Christentum und das Indertum (tat twam asi, aharn Brahma
asmi).


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