Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 191
(PDF, 145 MB)
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die Wege zum Unendlichen verbaut und am liebsten in der Alltäglichkeit
stecken bleibt, gesteht man sich nicht ein, daß die innerlichen
Wesenskräfte, mit denen man hantiert, für die Endlichkeit
überhaupt gänzlich unerreichbar sind. Oerade Wundt schärft es
gründlichst ein, daß „die seelischen nicht aus körperlichen Vorgängen
im Sinne einer kausalen Erklärung der ersteren abgeleitet werden
können" und daß „wir in der Erkenntnis dessen, was das Denken bedeutet
" durch die Untersuchung der „psychischen Dinge" nicht um
einen Schritt vorwärts kommen". „Wie eine Bewegung zu einer Empfindung
oder zu einem Gefühl werden soll, das vermag", sagt er
ferner,, „keine Mechanik der Welt verständlich zu machen". Und
ebenso verhält es sich selbstverständlich mit dem Wollen. „Die Zusammenhänge
der Seele mit der Körperlichkeit" gehören trotzdem
nach ihm „in die allerletzte Reihe der Psychologie". Wird man nun
deshalb alles Erfahrungsgemäße, was uns unversehens das Rätsel
dieses Zusammenhanges beständig besonders naherückt, absichtsvoll
von der Psychologie ausschalten dürfen? Grundehrlich möchte man
sein, man will nur das Sichere, tatsächlich Echte als Wissenschaft
aufbauen und scheut jegliches „Transcendentale" wie Luftschlösser.
Verträgt es sich gleichwohl mit dieser Ehrlichkeit, daß man dasjenige
ausschließt, was nicht gefällt und mit freien größtgerichteten Zügen in
das Unfaßbare des Ich unmittelbar hineinführt? Wir werden nach
unausweichbarer Logik folgern. Wundt sagt ja doch, daß das
Denken und Fühlen mit keiner Körperlichkeit und Mechanik erklärbar
, also am wenigsten Körper und Mechanik selbst sei. Wenn also
das nicht, dann wird doch unbestreitbar, daß Fühlen, Wollen, Denken
an sich selbst etwas A n d eres, mithin überhaupt etwas sein
müssen. Oder kann darüber ein Zweifel bestehen? Wundt nennt
den Begriff des Ich für sich allein „vollkommen inhaltsleer." Schon
Kant hat dargetan, daß das Ich als Vorstellung und als Begriff für
die theoretische Vernunft leer ist. Daß ihm an sich der Inhalt des
Fühlens, Wollens, Denkens fehle, ist klar. Aber jedes materielle Gefäß
, wenn es leer ist, unstreitig i s t es doch etwas. Das Ich aber, das
kein materielles, sondern ein höchst lebendiges Gefäß mit eigenen
verschiedenen und verschiedentlichst gemischten Anlagen und
Kräften ist, vermöge deren es sich selbst mit lebendigem Inhalte füllt,
zeigt es etwa nicht in unvergleichbar höherem Sinne eine — freilich
sinnlich unvorstellbare Existenz? Ist es nicht bei allem, was es in
sich aufnimmt, zwar mit Unterschied und in wechselnden Graden,
aber immer selbsttätig? Ist das Ich nach Wundt „einzig und allein die
unsere psychischen Erlebnisse begleitende Wahrnehmung ihres Zusammenhanges
", wer nimmt denn wahr und wer reiht denn zusammen
, als eben dieses Ich selbst? Wundt aber sagt: „Unsere
Seele ist nichts Arideres, als die S u m m e unserer inneren Erleb-


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