Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 199
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1914/0203
199

— Und am andern Morgen, da lachte der Frühling durch bunte
Scheiben zwischen Rosen hindurch. Und ich — sollte sterben.
Das peinigte mich, und den Tag und die Nacht zuckte mein Leib
in Qualen am Boden. Einsam lag ich noch am selben Ort. Da
erhob ich mich endlich und dachte an mein Weib. Und ich breitete
die Arme aus, wirr vor mich hin und flehte es an, mich nicht zu
verlassen und betete lange, lange es an. Und da kam Friede
tröstend in mich. Ich ahnte, seine Seele eilte herbei, schnell, sich
der meinigen zu vermählen. Nieder zur Erde fiel ich wieder und
fühlte das Qift tückisch in Adern mir kochen. Es ward mir weiß,

--der Tod rang in mir. Schwer ging mein Atem. — Da trat sie

herein und beugte sich nieder und küßte mir weinend für immer
den Mund. — Ich fühlte nichts mehr. Nur ward es mir leicht,
ganz leicht. Und es hob und hob sich sanft mit mir. An Sonnen
vorbei, in Unendlichkeit schwebten wir aufwärts." —

Ich bin fertig, meine Gedanken gehen hin und her. — Ich zweifle.
— Seltsam! — Wäre der Sinha ein Schwindler? Nein, warum sollte
er lügen? —

— O, Sinha, der gelbe Körper mit der blauen Hand — Dein? —
Ja, der Dom — die Krypta — das Eisentor — die Qewölbe, das stimmt
alles genau. Armer Sinha! Oder wäre doch alles Lug und Trug? Ich
werde zu ihm gehen. —

Es ist dunkel draußen, als ich zur Stadt hinausgehe. Der Gärtner
zeigt mir den Weg. Sinha liegt auf dem Bett und sieht mich starr an.
Nein, sein Blick ist nach innen gerichtet. Mit matter Stimme, von Leid
durchzittert, redet er mich an:

„Du hast gelesen. So höre mich weiter an! Ich schwöre Dir
bei dem heiligen Dharma Gautamas, des Buddhas, daß ich so
schrieb und so sprechen werde, wie es mir der Geist offenbarte.
Sinha nenn' ich mich, w7eil ich früher, ganz früher Sinha war.
Wo der Himalaya Indiens blauen Himmel trägt, wiegt der Rohini
die Lotos. Du weißt's. Aus dem Stamme der Sakyas bin ich,
aus Kapilavastu. Kennst Du mich nun wieder? Du weißt's, denn
ich kannte Dich, Anuruddha. Wir . saßen zusammen beim Vollmond
unterm .heiligen Baume Bo zu Bodh-Gaya. Entsinnst Du
Dich? Und rundum saßen die Bauern und kauten Betelblatt und
Betelnuß und weißen Kalk. Und die Brüder lasen am offnen Altar
das Bana. — O, schon war ich auf dem edlen, achtfachen Pfad
zum Nirwana! Da gab mir der Böse das blaue Gift, und ich gab's
Dir für Betelnuß. Und sterbend sprachst Du: „Wir sehen uns
wieder auf ferner Erde, wo man vom Buddha nichts weiß!" —
O, Anuruddha, weit fort ist nun für mich Nirwana, die selige Insel,
wo man sicher ist, nicht mehr zu künftigen Qfeburten in die Wogen
des Ozeans der Seelenwanderung hinausgeschleudert zu werden.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1914/0203