Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 235
(PDF, 145 MB)
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„akademischen" Berichterstattern dasteht und nicht bloß mit einer
selbstverständlichen Objektivität, sondern mit gleichzeitiger innerlicher
Anteilnahme seine Eindrücke empfangen und widergegeben hat.

In manchen Fällen sind wir allerdings in der Lage, Mißverständnisse
oder Irrtümer des finnischen Philosophen aufzudecken und —
wie wir hoffen — auch zu berichtigen.

Dr. Keyserling stellt zunächst fest, daß das Fundament der heutigen
Theosophie in der Weisheit des alten Orients gelegen ist, und
speziell in der indischen Philosophie. Aber er findet, daß die Form,
Tendenz oder Betonung der neuen Lehre eine vielfach von der ursprünglichen
divergierende sei. So habe der alte Inder sich inständig
aus der endlosen Kette der Wiederverkörperung, aus der Welt der
Gestalten und Erscheinungen hinausgesehnt, dagegen finde der
moderne Theosoph in der Regel seine Lust daran, auf der Stufenleiter
der Formen emporzuklimmen, zu „avancieren"; seine Tendenz sei,
im Gegensatz zum Inder, lebensbejahend, an der Kette der Erscheinungen
haftend.

Hier gilt es vor allem: „qui bene distinguit, bene docet". Es wird
in der altindischen Literatur keineswegs ausnahmslos die formenverneinende
Richtung vertreten; diese ist nur eine unter vielen, etwa
jene, welche dem abstrakten Weg des Metaphysikers am nächsten
kommt. Dagegen kennt der Yoga auch andere Zweige, andere
„Pfade", welche für bestimmte Menschen jeweils die einzig richtigen
sind, sobald sie einmal Klarheit über die besondere Anlage und Wesenheit
ihrer persönlichen Natur gefunden haben.

So gibt es z. B. den „Pfad der Selbsterkenntnis auf dem Wege
durch das Nichtselbst".*) Hier wird durch die „Werkzeuge" des
Selbsts („Nichtselbst" oder seelisch-körperlicher Organismus" genannt
), durch die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen hindurch der Zugang
zum Innersten, zum göttlichen Selbst im Menschen gebahnt.
Diesen Weg könnte man gerade als den „empirisch-positiven",
„lebensbejahenden" bezeichnen, welchen Keyserling im altindischen
System verpönt wähnt, der aber in Wirklichkeit die Methode des „Erkenntnis
-Yoga" ausmacht. Wer auf seinem Entwicklungswege zu diesem
„Pfad" ausersehen ist, der ist eben Empiriker auf allen „höheren
Ebenen" nacheinander, genau so, wie der Naturforscher auf der
physischen Stufe beginnt. Die Kenntnis der „Formen" und ihre Erkenntnis
ist für den Yogi dieses Pfades einfach „d e r" Weg. Er ist
übrigens auch bei Patanjali selbst gebührend berücksichtigt, und Graf
Keyserling hätte in Herrn Leadbeater unschwer diesen Typ des
„Yogi" wiedererkennen können, falls der Yoga ihm soweit bekannt
gewesen wäre.

*) Vgl. A. Besant, „Einführung in d. Yoga", Im Erscheinen begriffen bei
Th. Grieben, Leipzig.


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