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teilte, daß nach einem Berichte aus W a r a s d i n von 38 Neugeborenen 37 Knaben
waren. Das ist nun ein vereinzelter, besonders charakteristischer Fall; überall
wird es nicht so sein, aber ich möchte zur Klärung der Frage darauf aufmerksam
machen, daß es ratsam ist, statistische Bekanntmachungen zu verfolgen und gelegentlich
mitzuteilen. Wir sind für jeden kleinen Beitrag dankbar, denn es kann
dadurch sehr wohl an der Klärung von Problemen, wie sie die Metaphysik der
Qeschlechtsliebe (Schopenhauer) und Metaphysik in der Geschichte (du Prel,
Nachgelassene Schriften) bieten. A. Q.-W.
Eine seltsame, geheimnisvolle Musik. Wie es bevorzugte Menschen gibt, die
mehr sehen als andere, so gibt es auch solche, denen es vergönnt ist, mehr zu
hören als der Durchschnittsmensch. Zu diesen Auserwählten gehören der auch in
Deutschland bekannt gewordene schwedische Dichter Werner von Heidenstam und
seine Frau. Dieser Dichter mietete einst im Winter ein Rittergut, das längere Zeit
unbewohnt geblieben war. Er war aber noch nicht lange dort, so wurde er mitten
in der Nacht durch eine wundersame Musik geweckt, die sowohl ihrer Entstehung
nach als auch ihrem eigenartigen Charakter nach rätselhaft war und blieb. Sie
schien aus einer Zimmerecke zu kommen und von einem harfenähnlichen Instrumente
herzurühren. Die Tonfolge war aber so seltsam, daß diese Musik gar nicht mit
unserer zu vergleichen war. Heidenstam schrieb die Melodie auf und zeigte sie
dem Komponisten Qejer. Bei näherem Zusehen erkannte dieser, daß der Musik eine
mittelalterliche Tonleiter zugrunde lag. Es verdient aber hervorgehoben zu
werden, daß weder Heidenstam noch seine Frau davon keine Kenntnis hatten. Bemerkenswert
ist auch der Umstand, daß die Musik durchs Zimmer zu strömen und
durch die Wand zu verschwinden schien. Aber das vernahm der Dichter nicht
allein, sondern seine Frau war auch Zeuge davon. Da sie sehr musikalisch ist,
konnte sie die Musik bald auswendig. Und nicht nur sie, auch das Dienstmädchen
hörte alle Nächte die Musik, und als eines Tages die Frau in der Küche die Melodie
vor sich hinsang, erkannte das Dienstmädchen sofort die geheimnisvolle nächtliche
Musik wieder.
Ueber diese Vorgänge berichtet Wr. Virchow im „Merkur". Er gibt dabei auch
die von Heidenstam aufgezeichnete Melodie bekannt, und, was die Forscher interessiert
, er hat auch einen ähnlichen Fall entdeckt, der schon 1740 berichtet wurde.
Aus alledem geht also hervor, daß man es hier nicht mit dem zu tun hat, was
die Psychiatrie als „Halluzinationen" zu bezeichnen liebt, vielmehr muß es sich
hier um reale, objektive Vorgänge handeln. A. Q.-W.
Die Weissagung einer Zigeunerin. Am 23. 9. d. J. brachte die „Kleine Zeitung"
(Graz) folgende Erzählung: In einem Zuge auf der Fahrt von Budapest nach Graz
befanden sich in einem Wagen mehrere Offiziere und auch Zivilisten, darunter zwei
Zigeunerinnen. Nach längerer Fahrt ging ein Hauptmann zu einer Zigeunerin
und sagte ihr: „Ihr Zigeuner seid ja gute Wahrsager. Sagen Sie mir, wie lange
wird der Krieg dauern?" Nach einigem Zögern entgegnete die Zigeunerin: „Wenn
Sie 86 Kronen in der Tasche haben, so wird der Krieg am 4. Dezember endenI" Der
Hauptmann zählte seine ganzen Barmittel unter spannender Aufmerksameit der
Fahrgäste nach, und richtig hatte er genau 86 Kronen bei sich. — Ob sich das auch
bewahrheitet, was sie über das Ende des Krieges sagte? Da müßten noch Wunder
geschehen!
In einer Nacht zum Greis geworden. Das „Grazer Volksblatt' erzählt: Der
beim Leobener Landwehrbataillon als Dirigent der Marschmusik zugeteilte Feldwebel
Riedel war auf dem Schlachtfelde bei Lemberg von seinem Truppenkörper
abgeschlossen worden und hatte sich auf dem Rückwege in einem Walde verirrt.
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