Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 294
(PDF, 145 MB)
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meter langer Sprung hat sie plötzlich zum Schweigen gebracht. Man nimmt
an, daß die durch die große Hitze der letzten Wochen ausgedehnte Metallmasse
dem Anprall eines neuen Klöppels, den man vor kurzem anbringen mußte, nicht
standhalten konnte. Sachverständige untersuchen jetzt die Glocke, um festzustellen
, ob sie sich noch einmal wird herstellen lassen oder ob sie umgegossen
werden muß. Die Qlocke stammt aus dem Jahre 1314, mußte aber im Jahre 1659
umgegossen werden; sie weist in flämischer Sprache eine berühmte Inschrift auf.
Diese Inschrift lautet: „Mein Name ist Roelandt: wenn ich dumpf anschlagend
läute, ist ein Feuer ausgebrochen; läute ich festlich mit hellem Klange, gibt es
einen Sieg in Flandern . . ." Da die Olocke einstweilen nicht mehr „festlich mit
hellem Klange" läuten kann, glauben die Genter, daß für Flandern böse Zeiten
kommen.

Vorahnungen und Prophezeiungen. Der so plötzlich durch verruchten Mord
aus dem Leben gerissene Erzherzog Franz Ferdinand soll kurz vor dem
Attentate in Sarajewo Todesahnungen gehabt haben. Auch der h ab s -
burgische Ungliicksbote, der schwarze Rabe, soll sich dem
Thronfolger einige Tage vor dem Attentat gezeigt haben. Es wird erzählt, dieser
schwarze Rabe sei schon dem jüngeren Bruder des Kaisers Franz Joseph, dem
unglücklichen Kaiser Maximilian, zwei Tage, bevor er nach Mexiko ging,
erschienen. Derselbe schwarze Rabe flog der Kaiserin Elisabeth auf die
Schulter, als sie in Territet am Genfer See auf einer Bank saß, und am andern
Tage hauchte die hohe, edle Frau unter den Dolchstichen Lucchenis ihr Leben aus.
Und noch ein Beispiel dafür weiß man zu berichten, daß der schwarze Rabe tatsächlich
der Unglücksbote für das Tiaus Habsburg ist. Denn als Kronprinz
Rudolf zum letztenmale zur Baronin Vetsera eilte, begleitete seinen Wagen ein
ganzer Schwärm krächzender Raben.

Ebenso hat das Haus Hohenzollern seinen Todesboten; es ist die weiße
Frau, die sich wiederholt vor dem Ableben von Mitgliedern des Herrscher-
hauses gezeigt hat, sodaß schon eine ansehnliche Literatur über solche Beobachtungen
entstanden ist.

Die einen tun derlei Berichte kurzerhand mit dem Worte „Aberglauben" ab;
nachdenklichere und besonnene Leute räumen ein, daß zum mindesten solchen Beobachtungen
dunkle Vorahnungen zugrunde liegen, die vielleicht Visionen oder
Halluzinationen erwecken. Wer sich eingehend mit gut beglaubigten Prophezeiungen
beschäftigt, der wird solchen vorsichtigen Leuten im ganzen recht geben.
So ist hier schon mitgeteilt worden („Z. f. 0.", 8, Jahrg., Heft 2, Seite 58), daß die
bekannte Seherin Madame de Thebes den unabwendbaren Unglücksfall für das
Haus Oesterreich 1912 und 1913 vorausgesagt hat. Wollte aber ein Zweifler
einwenden, sie habe durch ihre Beziehungen zu diplomatischen Kreisen von den
verbrecherischen Plänen lange vorher gewußt und danach leicht genaue Vorhersagungen
machen können, so denke man nur an andere unverdächtige Propheten.

So hat wohl, wie die Zeitschrift „The Psychic Gazette" berichtet, das Unheimlichste
von Vorahnungen ein englischer Offizier gehabt, der völlig frei
von Aberglauben ist und weder dem Spiritismus im besonderen, noch dem Okkultismus
im allgemeinen zuneigt. Acht Tage, bevor die „Titanic" ihre erste und zugleich
letzte Reise antrat, sah er in einer Zeitschrift ein Bild dieses Dampfers. Bei
dem Anblick des Bildes hatte er das bestimmte Gefühl, daß dem Schiffe auf seiner
ersten Reise irgend etwas zustoßen müsse- Dieses Gefühl wurde er mehrere Tage
lang nicht los, und es wurde so stark, daß er sich der Lächerlichkeit aussetzte und an
die Besitzer der „Titanic" schrieb, sie möchten die erste Ausfahrt des Schiffes
verschieben. Natürlich hatte sein Schreiben keinen Erfolg. Der junge Offizier hatte


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