Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 315
(PDF, 145 MB)
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hieße es, sich zur Aktivität zu entwickeln, bewußt aus sich lernen,
wirken und für das Geleistete die Verantwortung tragen. Was bei
dieser Entwicklung das Medium verlieren würde, würde der Mensch
und Künstler gewinnen. Denn des Menschen Eigen ist nur, was ihm
bewußt eigen ist. Was im Dunkel seiner Seele ruht und ihn zu Zeiten
wie eine fremde Gewalt überfällt, das ist wohl mit ihm verknüpft, aber
gleichsam nur durch ein übermächtiges Schicksal. Soll er es als sein
Wesen empfinden, so muß er sich seiner bewußt werden. Mit dem
Bewußtwerden dieser verborgenen Hälfte seines Ichs wird auch sein
Verantwortungsgefühl geweckt. Was heute noch zuweilen aus den
Tiefen seines Innern bricht, ihn und viele entzückend, aber auch ihn
und andere bedrohend, das wird er zu meistern wissen, wenn er es als
seine Sehnsucht, als sein Verlangen, seine Triebe erkennt. Das
Problem der mediumistischen Kunst ist zugleich das Problem der
Entwicklung der menschlichen Seele. Wird es ihr gelingen, sich ihre
Tiefen zu erschließen? Der Tag, der sie völlig erhellt, ist noch weit
und es bedarf vieler Arbeit bis dahin. Aber wir dürfen das Vertrauen
zu unserer Wissenschaft haben, daß sie auch diese Schleier hebt, und
sie wird sie heben, zum Ruhme des allgewaltigen Lebens.

Von der Münchner Tagung der Schopenhauer-Gesellschaft,

Von Ludwig Deinhard.

Auf der dritten Tagung der Schopenhauer-Oesellschaft, die in den
ersten Tagen des Juni 1914 zu München stattfand, hielt der bekannte
Kieler Orientalist Qeheimrat Prof. Dr. P a u 1 Deuss e n einen Vortrag
über das Thema: Schopenhauer und die Religion,
in dem der genannte ausgezeichnete Kenner der Schopenhauerschen
Gedankenwelt unter anderm folgendes ausführte:

„Die tiefe innere Verwandtschaft, ja, wenn man von der äußeren
Einkleidung absieht, die völlige Identität der Schopenhauerschen Ethik
mit dem eigentlichen Qeiste des Christentums läßt sich namentlich
in vier Qrundlehren nachweisen, wie ich sie in meiner „Philosophie
der Bibel" aufgestellt habe:

1. Die empirische Unfreiheit des Willens, philosophisch ausgedrückt
: Die Unverbrüchlichkeit des Kausalitätsgesetzes ist in gleichem
Maße die Grundanschauung des Neuen Testamentes und der
Schopenhauerschen Philosophie.

2. Weniger auf der Oberfläche liegend ist die Übereinstimmung
Schopenhauers und der Bibel in dem, was ich mit Kants Ausdruck
den Kategorischen Imperativ zu nennen pflege. Jeder weiß, daß Schopenhauer
gegen die imperative Form der Kantischen Ethik leidenschaftlich
ankämpfte, aber nicht jeder sieht, daß die imperative Form


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