Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 351
(PDF, 145 MB)
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damit die ganze Bibel. Die Nat u r philoso phen, die die Wunder ,als den

Naturgesetzen widersprechend ablehnen, müßten die Konsequenz ziehen und aus
der Kirche austreten, und es wäre ein Segen, wenn sie es täten, denn ein Christ
könne kein Monist sein- Eine andere Qruppe, die Anhänger von David Friedrich
Strauß, wolle die Wunder aus der Bibel herausnehmen und nur den übrigbleibenden
Kern, insonderheit die Bergpredigt, anerkennen. Aber auch von dieser
Gruppe müsse man sagen, daß sie keinen Anspruch auf den Namen „Christen"
erheben könne. Eine große Anhängerschaft habe Prof. flarnack, der als Nachbeter
Wielands bezeichnet werden müsse, gefunden. Er erkläre, daß die Wunderberichte
der Bibel in ihrer Ursprünglichkeit nicht anzuzweifeln seien, aber die Form
dieser Berichte sei verkehrt, indem die Berichterstatter falsch berichtet hätten, und
so komme man schließlich zu einer natürlichen Erklärung der Wunder- Damit würde
aber Jesus selbst schwinden, denn es bliebe dann nur die Möglichkeit, daß er
Israel getäuscht hätte, und wir würden keinen Heiland mehr haben. Im Gegensatz
zu allen diesen Zweiflern stehe das religiöse Erlebnis, das nicht
nach Ursache und Wirkung frage, sondern dafür den Glauben
einsetze. Aus der Liebe Gottes erklären sich alle Wunder.
Dieser Zweck des Wunders sei das Einzige, was wir begreifen können.

Anmerkung: Es ist doch bemerkenswert, daß es dem Volke der Denker
und Dichter, dem es also im Grunde weder am Verstände noch am Gemüte mangelt,
um die Wunderfrage umfassend durchdenken zu können, noch nicht gelungen ist,
eine für alle gerecht denkenden Kreise befriedigende Antwort zu finden, eine Antwort
, die dem gläubig Frommen nicht nur genügt, sondern ihm einen ungeahnten
Einblick in Gottes Welti egierung geben würde, die aber auch dem naturwissenschaftlich
gebildeten Menschen der Neuzeit annehmbar erscheinen müßte, sofern er
nur nicht in hochmütigem Alles-Besser-Wissen die Unfehlbarkeit und Vollendung der
Naturwissenschaft nach dem Stande des gegenwärtigen Naturerkennens zum Dogma
erhebt. Schon vom philosophischen Standpunkte aus wird man vieles, was gemeinhin
als Wunder gilt, als von einer höheren, metaphysisch orientierten
Warte aus durchaus mit dem Kausalitätsgesetz vereinbar erkennen können.
Nun gar aber der Okkultist, der ja in der glücklichen Lage ist, vermöge einer umfassenderen
und vertieften Naturerkenntnis die psychologischen und physikalischen
Vorbedingungen bei dem größten Teile der „wunderbaren" Ereignisse zu verfolgen
und im gegebenen Falle einzuräumen; er wird und muß doch dem Wunder gegenüber
eine Stellung einnehmen, die Gott Gerechtigkeit widerfahren läßt und dem
Menschen als Glied des Universums würdig ist. Er wird erkennen, daß wohl die
Liebe Gottes, aber auch seine Weisheit und Macht (keineswegs seine Willkür,
sondern die vollkommenste Beherrschung aller Naturkräfte) den Grund aller Wunder
bilden, und daß diese uns wohl verständlich werden können, soweit wie uns
alles Naturgeschehen verständlich ist. Ich wurde schon einmal durch E- W. Dob-
berkaus Studie „Die »naturwissenschaftliche und erkenntniskritische Begründung
der metapsychischen Forschung" veranlaßt, in dem 1. Bande die „Studien" der
Deutschen Gesellschaft für psychische Forschung darauf einzugehen! Wird es gewünscht
, so tue ich es gern noch einmal ausführlicher. A. Grobe-Wutischky.



Vom Büchertisch.



Alle hier genannten Bücher sind durch die Sortiments-
Abteilung der Verlagsbuchhandlung von Max Altmann
:: in Leipzig zu beziehen. . ::



Mediutnistische Kunst. Von Hans Freimark. Mit einem Beitrage über den
künstlerischen Wert mediumistischer Malereien von Eugen Johannes Marcker.


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