Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 460
(PDF, 145 MB)
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— 460 —

Mystiker des vorigen Jahrhunderts verweisen, auf K e r n n i n g , der
in der ersten Zeit seines Wirkens unter Gebet die stete Wiederholung
der Sätze des Vaterunsers verstanden zu haben scheint. Später bestand
dies „Beten" in der Wiederholung eines bestimmten Wortes,
endlich bestimmter Buchstaben und zuletzt im Wachen über das Aus-
und Einatmen. Hier steht er auf der Stufe, die der Jünger des Buddho
in den „Vier Pfeilern der Erkenntnis" (Satipathana Suttam) angegeben
findet. Freilich trennen sich bald die Wege der beiden wieder.

Der Bibelforscher kann von seinem hier entdeckten Standpunkte
auch helles Licht auf eine bisher recht dunkle Stelle werfen: „Eure
Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein. Alles Weitere ist vom Übel (oder vom
Bösen)." Ja oder Nein sind nur als Antworten verwendbar. Das
würde also heißen: Wenn man euch fragt, so antwortet, und zwar
kurz und bündig. Alles sonstige Sprechen, Unterhalten und dergl. ist
vom Übel, denn es zieht euch unfehlbar wieder ins irdische Getriebe,
ins weltliche Treiben zurück. Hierher gehören sogar die verschiedenen
theologischen Streitigkeiten, die kaum jemals zu einer Einigung
der Standpunkte, sondern fast immer zu größerer Entzweiung, Haß
und Feindschaft geführt haben. Es handelt sich dabei auch immer um
die Verwendung irdischer, endlicher Hilfsmittel, um Worte als Ausdrucksmittel
für endliche Vorstellungen, und diese bringen uns dem
Unendlichen unter keiner Bedingung näher, sondern eben wieder nur
der endlichen Welt, dem Unvollkommenen, dem „Bösen!" Man halte
damit zusammen die so unendlich weise Vorschrift des Buddho in der
ersten Rede der „Längeren Sammlung" über die Art der Gespräche
der Mönche. (Digha Nikajo, übers, v. K. E. Neumann. 1. Bd., Leipzig.)

Der Bibelforscher findet weiter eine sehr erwünschte Stelle zur
Stützung dieser Ansichten: „Vater, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe
!" Wenn er weiß, daß das aramäische Abba sowohl Vater wie Abgrund
, Weltenabgrund, also Raumunendlichkeit und damit schlechtweg
Unendlichkeit bedeutet, so heißt diese Stelle nichts Anderes, als daß
unser begrenzter Eigenwille im Allwillen verschwinden müsse, wenn
wir wirklich das Unfaßbare erfassen, oder besser gesagt, uns von ihm
erfassen lassen wollen.

Von diesem Standpunkte aus wird es begreiflich, warum die
Frommen aller christlichen Bekenntnisse nie gegen das Leid ankämpfen.
Sie sehen hierin eine Schickung, teils zur Strafe für begangene Sünden
, teils zur Prüfung, um dann um so rascher das Himmelreich zu
erlangen. In diesem Sinne faßt der Bibelgläubige auch den Satz „Du
sollst dem Übel nicht widerstreben!" auf. Meister Ecke hart sagt
auch des öfteren: „Das schnellste Tier, das Dich zur Vollendung führt,
ist das Leid." Auch die verschiedenen Heiligen waren stets über großes
Leid erfreut und nahmen sogar fremdes auf sich, nur um so bald wie


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