Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 498
(PDF, 145 MB)
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einem völligen Widerruf einzelner Annahmen oder Behauptungen zurückscheuen.
Denn dergleichen ereignet sich auf allen Gebieten der Forschung und wird sich dort
gerade am häufigsten ereignen, wo am eifrigsten und ehrlichsten geforscht wird.

Bei Gelegenheit dieser Enthüllung kann ich auch gleich noch einmal auf eine
andere „Prophezeiung" hinweisen, die höchst wahrscheinlich auch eine Fälschung ist,
nämlich auf die aus dem „Hundertjährigen Kalender" (Z. f. O. VIII,
S. 293.). Aus den schon angedeuteten Gründen war in der kurzen Zeit der Abfassung
unsres Weltkriegs-Prophezeiungsbuches eine eingehende Prüfung dieser mitten in die
Arbeit hineinfallenden „Prophezeiungen" nicht möglich. Da nun die angeblich dem
„Hundertjährigen Kalender'4 entnommene nicht so eingehend und darum nicht so verblüffend
ist, lag zunächst kein Grund vor, sie ebenso verdächtig anzusehen wie die
„Altöttinger". Es konnte also eine genauere Prüfung hier unbedenklicher für bessere
Zeit und Gelegenheit aufgeschoben werden, um so mehr, als diese „Prophezeiung"
durch viele Zeitungen Deutschlands und Oesterreichs gegangen war, ohne daß ein
Widerruf bekannt geworden wäre.

Was ich nun nicht gleich tun konnte, hat inzwischen in lobenswerter Weise Herr
Kämpfer in Berlin getan. Er schrieb mir unter anderem folgendes:

„Mit der aus dem sogen. „Hundertjährigen Kalender" stammenden Prophezeiung
scheint es sich leider auch so zu verhalten (wie mit der „Altöttinger"),
und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir sagen würden, auf welche Quelle Sie
sich hier beziehen. In einem hiesigen Verlage ist diese Prophezeiung auf einer Postkarte
gedruckt erschienen, wie Ihnen die Einlage zeigt, [also handelt es sich höchstwahrscheinlich
auch nur umeinen Geschäftsschwindel wie bei der
„Altöttinger"], und ich sah mich nun veranlaßt, nach der Quelle dieser Prophezeiung
zu forschen. Ich erfuhr dort, sie wäre aus einer Zeitung, die in Sondershausen erscheint
, entnommen, und als ich dort Nachfrage hielt, wurde mir geantwortet, daß
der Zeitung die Quelle unbekannt wäre und daß diese Prophezeiung durch fast alle
thüringischen Zeitungen die Runde gemacht hätte. Ich habe weiter in der hiesigen
Königlichen Bibliothek Nachforschungen angestellt, die aber leider erfolglos
waren. Ich habe mir dort die 100 jährigen Kalender ausgebeten, doch diese enthalten
keine Prophezeiungen, sondern nur die üblichen Ostertabellen, allgemeinen
Bauernregeln, Wettervoraussagungen, landwirtschaftliche Ratschläge u. s. w. Als
ich unter Hinweis auf die Postkarte den Beamten der Bibliothek dieserhalb befragte,
wurde mir ausdrücklich mitgeteilt, daß die 100 jährigen Kalender keine Prophezeiungen
enthalten. Daher geht es mir darum zu wissen, ob Sie die Prophezeiung
irgend einer Zeitung entnommen haben oder ob Ihnen eine andere Quelle zur Verfügung
steht und eventuell welche?"

Ich danke Herrn Kämpfer für seine Bemühungen, die ja auch uns jetzt zugute
kommen, und danke ihm auch ganz besonders für seine liebenswürdige ausführliche
Mitteilung. Leider kann ich aber keine sicherere Quelle angeben, als sie Herr
Kämpfer schon kennt. Denn zuerst erhielt ich durch eine österreichische Zeitung davon
Kenntnis, und bald darauf wurde ich auf die „Eisfelder Zeitung" hingewiesen.
Da Herr Kämpfer trotz eifrigen Nachforschens keine Quelle aus dem Jahre 1814 fand,
wird es sich wohl auch um eine Fälschung handeln, zumal da ihm versichert wurde,
die „Hundertjährigen Kalender" enthielten nie (politische) Prophezeiungen.

Ich wiederhole hier nun, was ich schon S. 293 sagte: Es ist beklagenswert,
wenn wir die Fälschungen einzelner sogenannter Prophezeiungen feststellen müssen,
beklagenswert um der Arbeit willen, die auf einen wichtigen Gegenstand verwandt
wurde, aber auch in weiter nichts. Denn die Echtheit der Prophetie
überhaupt wird dadurch in keiner Weise berührt, ebensowenig
wie etwa durch das geheimnisvolle, höchst verdächtige Verschwinden des angeb-


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