Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 551
(PDF, 145 MB)
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also, wie Du Prel zeigt, nacheinander zwei verschiedene Be-
wußtseinszustände, die gleichzeitig vorhanden sind, wenn auch
gegenseitig unbewußt. Die Erkennung der Existenz dieser Doppel-
natur im Menschen ist wohl die wichtigste Folgerung aus dem
Traumleben.

In der Traumwelt sucht Du Prel die Lösung des Menschenrätsels;
in der Traumwelt findet er das transzendentale Ich. Der
Meister sagt: „Im Alternieren von Schlafen und Wachen haben wir
die Identität des Subjektes und Verschiedenheit der Personen. Wir
sind also gleichzeitig Bürger zweier Welten, und es beruht lediglich
auf der abwechselnden Latenz des einen Bewußtseins, daß sich diese
Gleichzeitigkeit als bloßes Nacheinander darstellt."

* *

*

Volkelt sagt in seiner interessanten Schrift: „Die Traumphantasie
": „Der ästhetische Wert des Traumes liegt nicht in dem
dramatischen, sondern in dem lyrischen Elemente desselben — und in
der Tat haben wir ja schöne Beispiele der poetischen Begabung unserer
Traumphantasie. C. Du Prel hat nun in geistvollen Ausführungen gezeigt
, daß der Traum auch ein D r a m a t i k e r ist von wunderbaren
Fähigkeiten. Unter den letzteren ist vor allem die Veränderung des
Zeitmaßes zu nennen. Der Vorstellungsverlauf wird ungeheuer beschleunigt
, sagt Du Prel gelegentlich des Hinweises auf die gleiche Erscheinung
bei Opium- und Haschischgenuß. Hiermit verbindet sich
eine gesteigerte Erinnerungsfähigkeit, wie sie häufig in der Nähe des
Todes beobachtet wird. Bekannt sind ja die Empfindungen von Personen
, welche in Gefahr des Ertrinkens schweben oder abstürzen u.
dgl. Ihr ganzes Leben braust in wenigen Minuten panoramaartig an
ihrer Seele vorüber. Eine schöne Illustration des transzendentalen
Zeitmaßes bietet das türkische Märchen, welches Addison erzählt:

Ein Sultan von Aegypten war ein Ungläubiger und pflegte einen
im Koran erzählten Vorfall aus Mohammeds Leben als unmöglich und
absurd zu verlachen. Aber als er eines Tages mit einem großen Schriftgelehrten
darüber sprach, der die Gabe besaß, Wunder zu verrichten,
sagte ihm dieser, erTcönne sich von der Wahrheit dieser Begebenheit
überzeugen, wenn er tun würde, was man von ihm verlange. Darauf
bat er den Sultan, sich neben eine Tonne mit Wasser zu stellen, und
als dieser einwilligte und umgeben von seinen Großen an die Tonne
trat, ersuchte ihn der heilige Mann, den Kopf in das Wasser zu stecken
und sogleich wieder herauszuziehen. Der Sultan tauchte sein Haupt
in die Tonne und sah sich im gleichen Augenblick an den Fuß eines
Berges am Meeresstrand versetzt. Er wurde über diesen Verrat und
die Zauberei des weisen Mannes sehr zornig, aber als er endlich sah,

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