Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 619
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1914/0523
619

Untergrunde und verschmilzt mit der Selbsterkenntnis. Er kann nun
nicht mehr wie eine Wahrnehmung von außen angesehen werden. Die
Seele lernt ihn fühlen als ihr eigenes Erzeugnis.'* Der Verfasser nennt
diese zweite Epoche die Zeit des „Erwachens des Selbstbewußtseins".
Dieses Selbstbewußtsein wird aber — schreibt er, „zunächst nur erlebt,
noch nicht gedanklich erfaßt. Der Gedanke entwickelt sich weiter im
Verborgenen in der Wärme des religiösen Bewußtseins. So verlaufen
die ersten sieben bis acht Jahrhunderte nach der Begründung des
Christentums."

Dann setzt die dritte Epoche ein, die einen völlig andern
Charakter zeigt als die vorhergegangene. Es entsteht jetzt in der
Menschenseele der Trieb, „in den Oedanken eine Erkenntnis zu gewinnen
, durch die sie sich über ihr Verhältnis zur Welt aufklären
kann. Wie kann in dem Gedankenleben sich etwas aussprechen, was
nicht bloß von der Seele erdacht ist? Das wird die Frage der Philosophen
dieses Zeitalters. Die Geistesströmungen des Nominalismus,
des Realismus, der Scholastik, der mittelalterlichen Mystik: sie offenbaren
diesen Grundcharakter der Philosophie dieses Zeitalters."

Mit Giordano Bruno (1548—1600), D e s c a r t e s (1596—
1650), Spinoza (1632—1677), Leibniz (1646—1716) setzt die v i e r t e
Epoche ein, in der wir heute noch mitten drin stehen. In dieser Epoche
„will das erkennende Selbstbewußtsein von seinem Gedankenbesitz aus
ein philosophisches Weltbild gestalten. Ihm tritt das Naturbild entgegen
, das von diesem Selbstbewußtsein nichts aufnehmen will. Und
die selbstbewußte Seele steht vor diesem Naturbild mit der Empfindung:
wie gelange ich zu einem Weltbilde, in dem die Innenwelt mit ihrer
wahren Wesenheit und die Natur zugleich sicher verankert wird? Der
Impuls, der aus dieser Frage stammt, beherrscht — den Philosophen
mehr oder weniger bewußt — die philosophische Entwickelung mit
dem Beginn der vierten Epoche. Und er ist der maßgebende Impuls im
philosophischen Leben der Gegenwart."

Dies sind die vier Epochen, die der Verfasser im Entwicke-
lungslauf des philosophischen Menschheitsstrebens unterscheidet —
Epochen, die er dann in den vier ersten Abschnitten seines Buchs unter
der Überschrift: „Die Weltanschauungen der griechischen Denker";
„Das Gedankenleben vom Beginn der christlichen Zeitrechnung bis zu
Johannes Scotus oder Erigena"; „Die Weltanschauungen im Mittelalter44
und „Die Weltanschauungen des jüngsten Zeitalters der Ge-
danken-Entwickelung" — näher beleuchtet, indem er deren Hauptvertreter
kurz charakterisiert.

Die Abschnitte, die dann folgen, behandeln die Welt- und Lebensanschauungen
im 19. Jahrhundert. Sie beginnen mit dem Zeitalter
Kants und Goethes und stellen in der Hauptsache mit einigen Erweiterungen
und Ergänzungen den Inhalt der L Auflage dieses Werks dar.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1914/0523