Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 637
(PDF, 145 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1914/0541
— 637 —

Prophezeiungen über das Kriegsende. Im Aprilhefte unsrer Zeitschrift versprach
ich auf S. 589, eine Prophezeiung bekannt zu geben, die sich auf den 27. April
bezieht. Sie befindet sich in den „Psychischen Studien", 1915, Heft 3/4 und wird
dort nach dem Zeugnis der „Deutschen Wacht" vom 14. Februar 1915 als aus zuverlässiger
Quelle stammend ernsthaft behandelt. Es heißt da nach einleitenden Bemerkungen
über die Prophezeiungen des Nostradamus:

„Aber wann das Ende dieses Weltbrandes sein wird, das verrät der Weltweise
nicht, und in dieser Kenntnis wird er übertrumpft von einem alten, sächsischen
Bauernweibel, wie uns ein Freund unserer Zeitung berichtet, der am 9. d. M. (Febr.)
von seinem Freunde, Schulinspektor A. K., gefragt wurde: „Wissen Sie schon, daß
am 27. April Friede geschlossen wird?" Auf die Antwort: „Ach so! Das haben Sie
wohl eben auf Ihrem Papiere ausgerechnet?", erwiderte Inspektor A. K.: „Nein, das
hat eine alte Frau in der Sächsischen Schweiz prophezeit, die im Juni 1914 sich mit
Mehl und Speisevorräten in solchen Mengen versorgt hatte, daß es dem Geistlichen,
mit dem sie auf sehr gutem Fuße stand, auffiel. Auf seine Frage, warum sie sich
so reichlich mit Speisevorräten versorge, erklärte sie: „Wir gehen sehr schweren
Zeiten entgegen. Es wird nicht mehr lange dauern, so wird zwischen Frankreich,
Rußland und England auf der einen Seite und Deutschland und Österreich auf der
anderen Seite ein Krieg entbrennen." Auf die Frage von Pfarrer G.: „Können Sie
mir sagen, wenn der Augenblick kommt, wo der Krieg ausbricht?", antwortete sie:
„Am 2. August." „Ist das wahr, so sollen Sie von mir 50 Mark bekommen. Können
Sie mir aber auch sagen, wann der Krieg zu Ende sein wird?" Worauf prompt
die Antwort kam: „Gewiß! Den 27. April 1915 wird Frieden geschlossen." Verdutzt
meinte der geistliche Herr: „Ist das wahr, so erhalten Sie von mir 1000 Mark."
Gelassen antwortete ihm das Mütterlein: „Die 50 Mark müssen Sie mir bezahlen,
das werden Sie sehen; aber die 1000 Mark werden Sie mir nicht mehr bezahlen
können, denn am 9. Januar 1915 werde ich sterben." — „Und ist sie gestorben?"
fragte lächelnd unser Freund den Erzähler, und der Inspektor antwortete: „Am 12.
Januar 1915 wurde sie beerdigt."

Diesen Bericht übermittelte E. W. Dobberkau den „Psychischen Studien" und
meinte, man könne ihn ernst nehmen, nachdem er bei der Schriftleitung der „Deutschen
Wacht" nachgefragt und die Versicherung erhalten hatte, „daß der Berichterstatter
sich für die Wahrheit deines obigen Berichtes verbürgen könne, d a e r
alles miterlebt hätte. Und der Berichterstatter sei der Redaktion als
durchaus glaubwürdig bekannt." Namen wollte man jedoch aus begreiflichen Gründen
nicht nennen.

Nach meinen bisherigen Erfahrungen kann ich mich aber mit den anonymen,
wenn auch aus angeblich vertrauenswürdiger Quelle stammenden „Prophezeiungen"
nicht begnügen; im Gegenteil, ich sehe mich im Namen der aufrichtigen okkultistischen
Forschung genötigt, gegen diese mehr als eigentümlichen und schon gar nicht mehr
„begreiflichen" anonymen Machenschaften in schärfster Weise Stellung zu nehmen.
Denn soweit ich bis jetzt ermitteln konnte, handelt es sich dabei entweder durchweg
oder doch zum größten Teile um nichtswürdige Bubenstreiche, die nicht bloß einer
ernsthaften Forschung unnötige Zeit und Kraftverschwendung verursachen und in
breiten Volksschichten ein Urteil über Wesen und Vorkommen echter Prophetie
erschweren, sondern nicht selten auch um eine Schädigung achtbarer Personen oder
Stände insofern, als diese durch Namennennungen als an den Machenschaften Beteiligte
erscheinen.

Ein paar Beispiele mögen dies erläutern.

Auf Seite 543 des Zentralblattes teilte ich eine angeblich 200 Jahre
alte Prophezeiung über den gegenwärtigen Weltkrieg mit. Sie sollte im
Hohenloheschen gefunden und von einem Prof. C. nach der Urschrift eines Jesuiten-


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