Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 638
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1914/0542
— 638 —

paters übersetzt worden sein. Seit jener Veröffentlichung kamen mir weitere Abdrucke
dieser angeblichen Prophezeiung in die Hände, darunter mehrfach eine
etwas andere Lesart. In dieser hieß es, das Original sei auf dem Rathause in
Eschweiler aufbewahrt. Dieser Hinweis war mir hochwillkommen, bot er doch die
Gelegenheit sicherster Nachprüfung. Ich wendete mich in einem ausführlichen Schreiben
an das Bürgermeisteramt und erhielt am 9. 4. mein Schreiben „mit dem Erwidern
zurückgesandt, daß es sich hier um einen weit verbreiteten Schwindel handelt,
dessen Urheber bis jetzt noch nicht festgestellt werden konnte; vergl. „Kölnische
Zeitung" vom 17. 2. 15, Mittagsausgabe, mit Abhandlung von Prof. Dr. Capitaine über
vorliegende Prophezeiung."

Damit haben wir ein Seitenstück zur sogenannten „Altöttinger Prophezeiung",
die ja nun zur Genüge als Fälschung erwiesen wurde. Aber nicht genug damit.
Am 23. 3. erhielt ich durch Herrn Pfr. W. Stern (Schweiz) Kenntnis von einer
in Norddeutschland verbreiteten Prophezeiung, worüber er auf Umwegen durch
einen Pfarrer (S.) aus Detmold unterrichtet worden war, soweit dieser den Sachverhalt
kannte. (Mir liegt die Karte dieses Pfarrers vor, und so kenne ich auch
seinen Namen; da es sich aber, wie aus dem Folgenden hervorgeht, um eine Mystifikation
handelt und der Fall für die okkultistische Forschung erledigt sein wird, so
brauche ich in solchem Falle den mir bekannt gewordenen Namen nicht zu nennen.
Die Mitteilung an Herrn W. Stern lautete: „Auf Umwegen erhalte ich Ihre Anfrage
und beantworte sie gern. Die Sache verhält sich so: Eine Frau in Kaliss in Mecklenburg
bei Dömitz hat dem Ortslehrer „geweissagt". Eine Dame in Dömitz hat davon
gehört und es ihrer Schwester, der Gattin meines hiesigen Kollegen, mitgeteilt
Soviel über die Entstehung der Erzählung hier in Detmold. Nun die Weissagung
selbst. Jene Frau sagte im Februar 1914, der Krieg werde am 2. August ausbrechen.
Der Lehrer sagt ihr 20 Mark zu, wenn es eintrifft. Beim Zahlen der 20 Mark fragte
der Lehrer, ob jene auch des Krieges Ende wisse. Darauf sie: 17. April. Er: „Wenn
es eintrifft, bekommen Sie 200 Mark." Sie wiederum: „Am 17. April lebe ich nicht
mehr!" Und Ende Januar ist sie gestorben. — So, was ich gehört habe. Ob es so
war? Ob es, wenn es bisher so war, auch so sein wird? . . ."

Darauf versuchte ich, obgleich ich den betreffenden Lehrer in Kaliss nicht
kannte, Auskunft von dort zu erhalten, und wirklich bekam ich auch am 11. 4. vom
dortigen Lehrer G. folgende Zuschrift: „In Beantwortung Ihres Schreibens vom
30. 3. teile ich mit, daß hier keine Frau bekannt ist, die über den
Krieg geweissagt hat. Die Geschichte ist hier freilich erzählt, ich hörte sie
aber auch an anderen Orten, so kürzlich in Treptow, wo auch ein Ort bestimmt genannt
wurde. Ich halte es für eine Legende. Die Geschichte wird überall erzählt
und ist nirgends passiert. ..."

Ähnliche Fälle sind mir noch zahlreich bekannt; ich hatte aber bisher noch
nicht die Möglichkeit, aus erster Hand Gewißheit über den Sachverhalt zu bekommen
. Vielleicht ist es manchem Leser unsrer Zeitschrift möglich, durch seinen
Aufenthalt in den fraglichen Gegenden oder durch persönliche Beziehungen näheres
zu erfahren. Darum teile ich noch einige mit, bemerke aber gleich hier, daß ich
vor einer Bestätigung aus erster Hand keinen besonderen Wert darauf legen kann.

So schrieb mir Herr Dr. Kratt, Prof. a. D., unterm 2. 4. Folgendes: „Mitte
März starb in Schönwald bei Triberg eine Frau, 82 Jahre halt, welche im Lenz 1914
den Weltkrieg richtig prophezeit hatte. Enden werde er plötzlich am 28. 4. 15,
sie selber aber 6 Wochen vorher sterben. — Anfang März starb in Straßburg i. E.
ein 12 jähriges Mädchen, das im August 1914 von seinem Lehrer versprochene 10 Mk.
bekommen hatte, weil es im Lenz 1914 den Weltkrieg richtig verkündigte. Seinen
eigenen Tod setzte es „8 Wochen vorher" an (gewiß vor dem Ende des Krieges!
G.-W.) Beides aus zwei Verschiedenen, guten Quellen, aber Namen nicht zu er-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1914/0542