Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 642
(PDF, 145 MB)
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werke des Vielumstrittenen eingehend bekannt zu machen, so mangelten mir doch
Zeit und Gelegenheit in dem Maße, wie sie zu gründlichem und umlassendem Studium
nötig sind. Ich weiß nun, daß es unter den Lesern des Z. f. 0. begeisterte
Anhänger wie auch scharfe Gegner Dr. Steiners gibt und daß darum eine Berührung
seiner Schriften hier nur mit großer Vorsicht unternommen werden kann.
Ich konnte darum auch nicht unterlassen, gelegentlich der Aufnahme des Deinhard-
schen Aufsatzes im Novemberhefte meine kritisch-abwartende Stellungnahme zu
bekunden. Als aber die „Theosophie" Dr. Steiners in neuer (sechster) Auflage erschien
, nahm ich dies für eine Mahnung des Schicksals inbezug auf meine persönliche
Stellungnahme wie auch auf die des Zentralblattes. Mit Freuden behielt ich
mir selbst das Studium und die Besprechung des Buches vor, in der Absicht, unbeeinflußt
durch alle Polemik für und wider ein ruhiges und sachliches Urteil zu erlangen
und den Lesern des Z. f. O. einen ehrlichen Bericht zu geben. Ich fühle
mich hierzu gerade jetzt um so mehr verpflichtet,da es im eigenen Volke?im Kreise
der Gleichinteressierten mehr als je gilt, als Antwort auf die niederträchtigen Anschuldigungen
unsrer politischen Feinde den Mut der freien und rückhaltlosen Wahrhaftigkeit
zu bekunden. Und so gestehe ich, daß ich nur sehr wenig Bücher von
solcher Klarheit und Sachlichkeit gelesen habe wie dieses. Der unvoreingenommene
Leser kann aus diesem Bekenntnisse sehen, welchen Werl ich dem Buche an sich
und dann auch innerhalb der okkultistischen Literatur zusprechen muß. Es ist mit
einer ruhigen Wissenschaftlichkeit geschrieben, wie sie vielen anderen weitverbreiteten
theosophischen Schriften zu wünschen ist. Die Geringschätzung der Theosophie
als einer bodenlosen Spekulation wäre dann nicht so groß, wie immerzu
die Theosophen klagen. Dabei muß ich freilich gestehen, daß der mißtrauische Leser
— und ich war durch die Bekanntschaft mit den verschiedenen Streitschriften auch
mißtrauisch geworden — an einigen Stellen Anstoß nimmt und Fallen eines Dog-
matikers vermutet. Ich ließ mir aber die nötige Zeit und objektive Ruhe und fand,
daß die verdächtigen Stellen gerade Prüfsteine der sachlichen Richtigkeit sind, d. h.
wenn man gründlich und ehrlich drüber nachdenkt, so kommt man zu der Überzeugung
: Wenn eine Erforschung übersinnlicher Tatsachen überhaupt möglich ist,
so ist mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß sich die Dinge- so verhalten,
wie sie in dem Buche dargestellt sind. Ich gestehe offen, daß über die Möglichkeit
übersinnlicher Wahrnehmung meines Wissens nichts so klar und einleuchtend unterrichtet
wie die vorliegende „Einführung", und da bei alledem die Bedingungen und
Beschränkungen übersinnlicher Forschung mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit
angeführt sind, so kann ich von jetzt ab allen, die über die Grundfragen übersinnlicher
Forschung Aufklärung suchen, nur ein aufmerksames Studium der „Theosophie
" von Steiner anraten, schon z. B. um der wissenschaftlich-nüchternen Auseinandersetzungen
über Gedankenformen und die menschliche Aura (S. 149 ff) willen;
Darlegungen, die meines Wissens zum erstenmale gründlich Mißverständnisse beseitigen
und das Wesentliche des Erlebens bei der Pflege übersinnlicher Forschung
klarstellen. Wollte ich dem Buche gerecht werden und meine angedeutete Bewertung
befriedigend begründen, so wäre eine umfänglichere Abhandlung notwendig.
An dieser Stelle muß ich mich mit den gegebenen Andeutungen begnügen und kurz
zusammenfassend sagen; das Buch zeugt von einer außerordentlichen Sachkenntnis,
die aber unter Vermeidung, ja unter Verwarnung gegen schwächliche Dogmengläubigkeit
bekundet wird; sie zeugt aber ebenso von einer geradezu meisterhaften
psychologischen Durchdringung der Sache wie von einer erstaunlichen methodischen
Geschicklichkeit in der Behandlung des schwierigen Stoffes, sodaß das Buch geradezu
als künstlerische Komposition erscheint. — Um Mißverständnissen vorzubeugen,
betone ich ausdrücklich, daß ich hier nur von dem vorliegenden Buche spreche,
über Dr. Steiner selbst und seine übrigen Schriften aber mich jedes Urteils enthalten


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