Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
8.1914/15
Seite: 660
(PDF, 145 MB)
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mene. Nur die Anordnung des Wechsels ist verschieden; die momentane
Tatsache ist dieselbe.

Ich will hier nicht den Versuch machen, irgend einen Schluß
daraus zu ziehen; ich wünsche nur zu sagen, was so viele Männer
der Wissenschaft zu vergessen scheinen.

Wir hören Prof. Freud triumphierend behaupten, daß alles
Traumleben jetzt erklärt ist. Mach sagt: ?,Die Sonderbarkeiten des
Traumes lassen sich alle darauf zurückführen, daß manche Empfindungen
und Vorstellungen gar nicht, andere zu schwer und zu spät ins
Bewußtsein treten.44

Man hört es! Alle Geheimnisse sind jetzt erklärt durch diese
wenigen leeren Worte. Hat man je Dinge wie „Empfindungen44 und
„Vorstellungen44 in das Bewußtsein treten sehen, als wenn sie Touristen
wären und „Bewußtsein44 ein Hotel? Das sind alles nur Worte,
Worte — bloßes Qeschwätz; keine konkrete Wichtigkeit kann solchen
Erklärungen beigemessen werden. Qegen diese wissenschaftliche Anmaßung
warne ich. Keine Theorie hat bis jetzt alles über Träume
erklärt; nein, nicht einmal den geringsten Teil derselben! Wir haben
bis jetzt die Schwelle jener Welt noch nicht überschritten, die für uns
noch „okkult44 ist.

Und doch möchten wir sie kennen. Wir sind denkende Wesen;
wir sind so klug, nichts ohne vorherige Überlegung zu tun; wir möchten
vorausschauen. Und was ist denn das einzig Sichere, das vor
uns liegt? Der Tod des Körpers; vollständige materielle Zerstörung.
Und wenn ich glauben müßte, daß diese auch Zerstörung meines Geistes
bedeutet; wenn mir morgen Vernichtung meines Selbst droht —
also auch von allem, was ich weiß — gut, was wird dann morgen
von mir sein? Warum sollte ich als ein vernünftiges Wesen mich
mühen und arbeiten und noch länger leiden? Es wäre absurd, eine
Torheit!

Das 20. Jahrhundert hat mit mancher Aufklärung begonnen in
allen Richtungen. Männer der Wissenschaft sind ernstlich daran erinnert
worden, daß sie Illusionen geschaffen haben statt Wahrheiten;
daß sie sich in Geschwätz und Rhetorik ergangen haben, wo sie meinten
, ewige Systeme errichtet zu haben.

Die Ideen eines gewandten Denkers wie Bergson sind an sich
nicht so wunderbar; aber die Art, wie er sie gibt, und die Tatsache,
daß er große Autorität gewinnt, dies ist merkwürdig und wunderbar.
Er erinnert Psychologen daran, daß Gedächtnis nicht Materie und daß
das Gehirn nicht ein Kaufhaus von „Erinnerungsbildern44 sein kann.
Die Psychologen konnten nicht widersprechen; sie wissen jetzt die
Tatsache — allein erfassen sie ihre Bedeutung? Wenn Gedächtnis
nicht Gehirn ist, dann kann das Gehirn zerstört werden, ohne daß das
Gedächtnis zerstört wird. Wenn psychische Tatsachen und nicht


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