Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
9.1915/16
Seite: 50
(PDF, 127 MB)
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sehen Schauens in großen Dingen, einer der schönsten
Zweige der alten Literatur, die biblische Prophetie, die aus Klage und
Warnung die Zukunft sieht!"

Weiter heißt es dann in einem Artikel von Dr. Oskar Bie über
Kriegs-Prophezeiungen: „Jeder Volkswunsch schlägt in einer Lyrik
nieder, die aus Gebet und Rache sich eigentümlich
zur Weissagung mischt. Darunter gibt es tiefere

und oberflächlichere--. Gerade, wenn man de ti

Sinn für eine wahre Mystik hat, wird man aus dem
Aberglauben sich in solche Betrachtung einer
Volksseele zu retten haben/'

Aber, „wenn man den Sinn für eine wahre Mystik hat", dann soll
man auch „Tieferes44 vom „Oberflächlicheren44 richtig unterscheiden, soll
sich bemühen, für die Wunder der Volks- und Menschenseele etwas
Ehrfurcht zu haben, soll daran festhalten, daß es eben doch manches
gibt, das als echte Weissagung aus den noch unbekannten Tiefen der
Seele emporquillt, und soll nicht alles in Bausch und Bogen mit spöttisch
-oberflächlichen Verallgemeinerungen abtun wollen.

Wenn man „Sinn für eine wahre Mystik"4 hat, wird man auch
verstehen, daß Gebete und Wünsche der Rache, kurz
Gedanken überhaupt, keine wesenlosen Schatten,
sondern sehr reale Gebilde sind, die viel mehr Wirkung
haben können, als sich der in den Katheder-Rationalismus Verbohrte
träumen läßt.

Nicht umsonst spielt die Prophetie, auch auf ethischem Gebiet,
im Alten und Neuen Testament der Bibel, in Legende, Mythe und
Historie, ebenso aber auch in den Dichtungen der größten Meister aller
Zeiten, eine so große und bedeutsame Rolle. Homer, Vergil, Aischylos,
Sophokles. Shakespeare, Schiller und andere hervorragende Dichter
verschmähen es nicht, sich mancher Beispiele dafür höchst wirkungsvoll
zu bedienen.

Verhältnismäßig wenig bekannt und doch sehr auffallend dadurch,
daß ein Teil ihres Inhaltes bereits in Erfüllung gegangen ist, ist eine
Prophezeiung Leo Tolstois, die Otto Lehmann-Rußbüldt in seiner
Abhandlung „Napoleons Programm und Tolstois Vision44 berichtet. Tolstoi
selbst bezeichnet diese Vision, die er 1910 kurz vor seinem Tode
niederschrieb, als eine „Vision des nächsten Krieges44 und kleidete sie
folgendermaßen in Worte:

„Dies ist eine Vision kommender Ereignisse, welche die nächste
Zukunft bringen wird. Ich vermag das unheimliche Bild deutlich zu
sehen. Über dem Ozean der Menschenschicksale erblicke ich die Silhouette
eines nackten Weibes. Mit ihrem Lächeln, ihren Juwelen
übertrifft ihre Schönheit die der Venus.44

„Die Nationen der Erde bemühen sich, sie an sich zu locken. Sie
aber, wie eine echte Buhlerin, liebäugelt mit allen. In dem Diadem


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