Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 22
(PDF, 124 MB)
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die leuchtenden Gedankenblitze eines Jakob Böhme, den Schettler einst als
seinen Meister verehrte.'4

Seine Alexandriner sind häufig nur poetische Umformungen der Sätze
des Meisters. Fast ganz wörtlich ist folgender Vers: „Zwei Augen hat die
Seel': eins schauet in die Zeit, Das andre richtet sich hin in die Ewigkeit.44

Jakob Böhme schreibt: Du hast in Deiner Seele zwei Augen, —
eins sieht in die Ewigkeit und das andre — in die Natur. Ferner: „Gott ist
dem Beelzebub nah wie dem Seraphim. Es kehrt nur Beelzebub den
Rücken gegen ihn.44 J. Böhme: Der Teufel steht rücklings gegen Gott. —
Weiter: „So Du das ewge Wort in Dir willst hören sprechen, so mußt Du
Dich zuvor vom Hören ganz entbrechen.44 J. Böhme: „Ist's möglich, daß
er mag eine Stunde von seinem Sprechen stille stehn, so wird das göttliche
Wollen ihm einsprechen —"

Ebenso: „Mensch, Deine Seligkeit kannst Du Dir selber nehmen, so
Du Dich nur dazu willst schicken und bequemen.44 J. Böhme: „Darum
liegt das Helfen an der Seele Willen, ob sie sich will helfen lassen4*. —
Ferner ist die Behauptung des Angelus, daß die Menschen viel höher stehen
als die Engel, bei Jakob Böhme schon zu finden.*)

Ebenso die Art und Weise, die Gottheit mit „Nichts44 zu definieren:
„Die zarte Gottheit ist ein Nichts und Übernichts,
Wer nichts in allem sieht, Mensch, glaube, dieser sieht's.44

J. Böhme: „Denn Gott ist gegen die Kreatur als ein Nichts44 — „und
wird darum ein Nichts genannt, daß es unbegreiflich und unaussprechlich
ist.44

Doch ist die Definition Gottes als „Nichts44 ein Kennzeichen der
Mystik aller Zeiten, und zwar nicht nur der christlichen, sondern auch der"
brahmanischen, die unter „Nirwana44 das Göttlichste und Höchste versteht/)

Man hat allen Mystikern so häufig den Vorwurf des Pantheismus
gemacht, doch sagt ein neuerer Forscher mit Recht, es ist vielmehr jener
Pan-en-theismus, dessen Losung lautet: „In ihm leben, weben und sind
wir.44 Freilich kommen dadurch die Mystiker, auch Angelus, oft in Gegensatz
zur orthodoxen Kirchenlehre. Nur jesuitischer Sophismus kann das
leugnen. So widerspricht z. B. der biblischen Lehre folgender Vers
Schefflers:

„Gott zürnet nie mit uns, wir dichten's ihm nur an,

Unmöglich ist es ihm, daß er je zürnen kann.44
Nur der obengenannte Seitmann behauptet, dieser Ausspruch sei
„ganz s c h r i f t g e m ä ß44. Demnach scheint dieser Theologe nie das
Alte Testament in der Hand gehabt zu haben. — Sehr bedenklich sind
ferner folgende Verse:

„Gott hat nicht Unterschied, es ist ihm alles ein,

Er machet sich soviel der Flieg' als Dir gemein.44

*) Man vergl. m. Aufsatz: „Die gemeinsame Grundlage der brahmanischert
und christlichen Mystik."


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