Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 23
(PDF, 124 MB)
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Oder:

„Gott mag nicht ohne mich ein einzigV Würmlein machen,
Erhalt ich's nicht mit ihm, so muß es stracks zukrachen."
Auch der Vorwurf des Quietismus ist einzelnen Versen gegenüber

durchaus berechtigt, z. B.:

„Das allergrößte Werk, das Du für Gott kannst tun,

Ist, ohn ein einzigs Werk ihm leiden und ihm ruhn."

Kann man den Quietismus schroffer ausdrücken? Nur die bewundernswürdige
Naivität Seitmanns findet keinen diesbezüglichen Sinn. —
An die gemäßigte Weise des Meisters erinnern folgende Zeilen: y

„Gott fordert nichts von Dir, als daß Du ihm sollst ruhn.
Tust Du dies, so wird er das andre selber tun."

J. Böhme: „Du sollst nichts tun, sondern Deinen eignen Willen verfassen
.44

Doch es hieße die Lehren der Mystiker so verdrehen, wie der Katholizismus
die sola fides-Lehre verdreht, wenn wir dies alles nach dem Buchstaben
auslegten und des Geistes vergäßen. Bekanntlich war für den edlen
Reformator Dr. M. Luther der echte Glaube nur das Samenkorn, aus dem
der Baum der Liebe mit den Früchten der Gerechtigkeit erwächst.

Die transzendente Idealität von Raum und Zeit, die Kants Scharfsinn
auf dem Wege der Vernunft entdeckte, hatten die Mystiker längst auf dem
Wege der Intuition und der Ekstase gefunden. Auch Angelus gibt in genialer
Weise diesen Verhältnissen Ausdruck, z. B.:

„Du selber mathst die Zeit: das Uhrwerk sind die Sinnen,
Hemmst Du die Unruh nur, so ist die Zeit von hinnen,44

Ferner:

„Man sagt, die Zeit ist schnell: wer hat sie $phen fliegen,
Sie bleibt ja unverrückt im Weltbegriffe liegen.44

Nur der leidige Seitmann widerspricht abermals, indem er behauptet,
die Zeit sei etwas „objektiv Reale s4\ Man traut seinen Augen
kaum, wenn man/ so einen Satz bei einem Theologen liest, den man sonst
nur bei Haeckel oder Ostwald findet. Doch scheint es dem Herrn überhaupt
nur um Widerspruch zu tun zu sein, z. B. behauptet er S. 12 seines
(übrigens gänzlich unwissenschaftlichen) Buches über Angelus Silesius:
„Die katholische Kirche fordere im Gegensatz zum Protestantismus
die Äußerung der Liebe.44 Es erübrigt sich, auch nur eine Zeile
solchen offenbaren Lügen zu entgegnen. Möge die höchste Ins|anz solche
Worte vergelten!

(Schluß folgt.)


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