Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 67
(PDF, 124 MB)
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geschlossen war, herrschte darin vollständige Finsternis. Als ich früher
auf dem Dachboden nach Sara gesucht hatte, war ich an der verschlossenen
Kammer, deren Schlüssel Edward aufzubewahren pflegte, ganz achtlos vorbeigegangen
, da Sara sich ganz still verhalten hatte. Jetzt hörten wir sie
jammervoll schluchzen. Sie befand sich also wirklich dort. Ich rief ihr
einige begütigende und beruhigende Worte zu. Edward aber versuchte, das
Türschloß aufzusperren. Da stellte sich heraus, daß das Schloß verdorben
war. Während nun Edward und John* sich quälten, das Schloß doch irgendwie
zu öffnen, erzählten sie mir in abgebrochenen Sätzen, daß sie vor einigen
Stunden hier oben gewesen seien, um aus einer Truhe ein altes Kursbuch
hervorzusuchen, das sie benötigten. Sie hätten dann die Türe absichtlich
offen gelassen, damit etwas frische Luft in den dumpfen Raum einströme
. Ich meinerseits berichtete den Beiden über den Vorfall mit der
Brosche, und sie nahmen diesen Bericht mit höchstem Staunen entgegen.
Endlich gelang es, die Türe zu öffnen.

Sara stürzte jetzt tränenüberströmt auf mich zu und bat mich um
Verzeihung. Dabei reichte sie mir sofort die Brosche und entschuldigte sich
folgendermaßen. Sie fürchte sich, sagte sie, seit einiger Zeit ungeheuer vor
Hai-tang. Jedenfalls sei sie von dieser behext worden. Denn fast jede
Nacht werde sie von furchtbaren Träumen geplagt, in denen immer Hai-tang
eine schreckliche Rolle spiele. Nun wisse sie, daß der .„Yang-tschüh-yüh"
ein gutes Mittel gegen Zauberei und Hexerei sei. So sei ihr denn, als sie
die Brosche mit dem schönen „Yang-tschüh-yüh" im Salon gesehen habe,
der Gedanke gekommen, sie solle sich mit dem Stein einigemale Stirne und
Brust bestreichen. Zu diesercrZweck habe sie die Brosche in ihre Kammer
mitnehmen wollen, in der Absicht, sie möglichst schnell wieder zurückzubringen
. Sie sei der Meinung gewesen, ich würde im Treppenhause länger
mit der Dame sprechen. Da ich jedoch so bald wieder zurückgekehrt sei,
habe sie bei meinem Eintritt in den Vorsaal nicht gewußt, was sie tun solle.
In ihrer Verlegenheit sei sie mit der Brosche auf den Dachboden gelaufen.
Und als sie gehört habe, daß ich ihr dorthin nachkomme, sei sie in den offenen
Kasten geschlüpft und habe die Türe zugezogen. In der Dunkelheit des
zugesperrten Kastens habe sie sich dann entsetzlich gefürchtet. Dabei habe
sie sich auch sehr geschämt, und aus Scham habe sie nicht gerufen. Als
sie bei dem Umhertasten den Riemen an dem Nagel entdeckt habe, sei ihr
in ihrer Verzweiflung der Gedanke gekommen, sich zu erhängen. ^— Tatsächlich
sahen wir, daß Sara bereits Vorbereitungen zu der Durchführung
des Selbstmordes getroffen hatte.

Ihr umständliches Bekenntnis unterbrach Sara durch wiederholtes
Schluchzen, sowie durch die in ihrem gräßlichen Englisch wiederholte Versicherung
: „Mytalki plopli!" *) — Da ich Sara, wie schon erwähnt, als

*) „Mytalki plopli" statt „I talk propre", ± h, „Ich spreche die Wahrheit".

R. S.

5*


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