Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 98
(PDF, 124 MB)
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Bedenken geltend gemacht. Zunächst ist es auffallend, däß sie sich Mit ith
Evangelium Lukas finden; deshalb sollen sie nicht aus alten Quellen stammen
, sondern der späteren Oberlieferung angehören. Man weist ferner
darauf hin, daß von der Geburt des Buddha ähnliche „Legenden44 berichtet
werden. Weiter wird geltend "gemacht, daß dieser Engelgesang, wenn er
wirklich stattgefunden hatte, etwas so Auffallendes gewesen wäre, daß er
unbedingt von den andern Quellen hätte beachtet werden müssen. Diesen
Bedenken ist aber entgegenzuhalten, daß gerade übersinnliche Vorgänge
erfahrungsgemäß sehr leicht in Vergessenheit geraten, wenigstens in der
„Öffentlichkeit44. Es gab später wohl nur ganz wenige Zeugen, die davon
berichten konnten, am ehesten noch die Mutter Jesu, die aber diese Ge^
schichten als ein heiliges Vermächtnis in ihrem Innern bewahrte. Es war
ihrer stillen Natur jedenfalls ganz zuwider, solche Erfahrungen einem weitem
ren Kreise bekannt zu machen. Es ist darum nicht so befremdend, daß nur
eine Quelle (Lukas) die Engelserscheinungen und nur Matthäus den Besuch
der Magier berichtet. Es gab damals keine geschwätzigen und geschäftigen
Reporter, die überall herumschnüffelten, um sich durch Berichte
merkwürdiger Vorkommnisse bekannt zu machen. Sodann war das, was
sich später im Leben Jesu begab, so viel bedeutender und greifbarer, daß
die Begebenheiten aus seiner Kindheit daneben weit in den Hintergrund
traten. Endlich fehlte der Sinn für Geschichte, wie er bei uns ausgebildet
ist, und darum auch der Trieb, Erlebnisse genau festzuhalten und aufzuzeichnen
.

Gewisse Theologen bringen es jedoch nicht fertig, sich von unseren
heutigen Vorstellungen frei zu halten und sind der Meinung, Jesus müßte
schon vor seinem öffentlichen Auftreten als der Messias gegolten haben,
wenn die Geburtsgeschichte geschichtlich wäre. Als Beweis für die Richtigkeit
dieser Ansicht wircl darauf hingewiesen, daß Jesu Brüder nicht an
ihn glaubten (Joh. 7, 3—5). Die Sache liegt aber hier ganz anders. Aus der
zitierten Stelle geht nämlich deutlich hervor, daß die Brüder von der Geburtsgeschichte
und den Erwartungen, die sich daran knüpften, etwas
wußten und diese teilten, sie waren nur der Meinung, ihr Bruder müßte
sich ganz anders benehmen. \\ eil sein Verhalten ihrem Messiasbilde so
gar nicht entsprach, deswegen „glaubten44 sie nicht an ihn und forderten
ihn auf, nach Jerusalem zu gehen, um sich öffentlich bekannt zu machen;
dies mit dem stillschweigenden Zugeständnis, sie würden dann gerne an ihn
glauben, wenn er das tue. Die angeführte Stelle darf demnach sehr wohl
zu Gunsten der Geschichtlichkeit der Geburtsgeschichten beigezogen werden.

Wenn aus dem, Leben anderer Erleuchteter Vorgänge berichtet werden
, die den evangelischen ähnlich sehen, so ist das noch kein Grund, sich
darüber aufzuregen. Solche Ähnlichkeiten oder selbst Wiederholungen zwingen
uns noch gar nicht zu, der Annahme, die verschiedenen Berichterstatter
hätten voneinander abgeschrieben. Ebensogut als in rein äußerlichem Ge-


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