Freiburger historische Bestände - digital

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kann nicht hören, was er hört. Ich kann nicht hören und jiicht sehen, was
er denkt . . . Was ist geschehen mit ihm? . . . Aber jetzt . . . Das ist
wieder Hai-tang . . . ja, sie ist es . . . ich weiß, was sie sieht und hört
und denkt, ich sehe es, ich höre es und fühle es ... es ist etwas geschehen,
etwas Schreckliches ... es zittert alles . . . und sie fürchtet sich . . .
was ist es? . . . Hai-tang kann nicht stehen, sie kniet . . . aber wo ist sie
denn? Ist sie auf dem Schiff? ... So viele Leute ... sie jammern und
sie liegen auf der Erde . . . und da sind Häuser ringsum . . . Das ist nicht
das Schiff . . . Das ist ja eine Stadt . . . und jetzt zittert wieder alles!...
Wie die Häuser schwanken!... Alles voll Staub! . . . Und es klingt wie
Donner . . . Das ist... Das ist Erdbeben! . . . Aber was sieht Hai-tang
jetzt? ... Da liegt ein blutender Mensch . . . sein Kopf ist voll Blut . . .
sein Gesicht so verzerrt . . . und . . . wer ist es? ... Das ist Li-thai-ze!.,.
Aber er liegt da wie ein Toter . . . Jetzt kommen Leute, ganz fremde . . .
Hai-tang spricht mit ihnen ... sie weint. . . Was ist geschehen mit Li-
thai-ze? . . . Was?!... Ein Haus ist umgestürzt, ein Balken hat ihn erschlagen
... und jetzt wie der Boden wieder schüttelt... schreckliches
Krachen, furchtbar! . . . Weh, weh! Der Kopf, ihr Kopf! Was War das?!
Hai-tang! Hai-tang, was ist dir geschehen?! . . . Hai-tang!"

Immer ängstlicher hatte Lui-na-ti gesprochen, immer lauter. Die letzten
Worte schrie er mit gellender Stimme. Der habsüchtige, ränkevolle
Mann war gegenwärtig ein verzweifelter Vater. Mit dem Ausdruck des
Entsetzens im Antlitz fuhr er auf seinem Lager empor. Seine Augen standen
jetzt weit offen. Die Arme streckte er wie abwehrend von sich. Dann
sank er kraftlos zurück in das Kissen. Noch ein schmerzliches Ächzen, —

einige röchelnde Atemzüge — ^- ein kurzes Zucken des Körpers--und

wir standen schaudernd und voll Schreck vor Lui-na-tis, des Zauberers,
Leichnam.

Da die Telegrafenlinien durch einen sehr heftigen Taifun und ein
starkes Erdbeben große Störungen erlitten hatten, erhielt Schwager John
erst nach zwei oder drei Tagen Nachrichten über das Schicksal seiner
Warensendung. Durch ,diese Nachrichten wurden Lui-na-tis telepathische
Wahrnehmungen teils als vollkommen richtig bestätigt, teils ergänzt. Das
Schiff war vom Taifun bedroht gewesen und hatte, um der Gefahr zu entgehen
, einen Nothafen aufgesucht. Es war aber auch dort nicht verschont
geblieben. Auch im Hafen hatte der Taifun fürchterlich gewütet. Das Schiff
hatte schwere Havarien davon getragen. Ein bedeutender Teil von Johns
Waren, namentlich die ganze Opiumsendung, war zu Grunde gegangen. LI-
thai-ze hatte sich mit Hai-tang in die Hafenstadt übersetzen lassen, um einen
dort wohnhaften Geschäftsfreund Johns aufzusuchen. Gebiet und Umgegend
der Stadt wurde aber gerade von einem Erdbeben heimgesucht, welches
zahlreiche Häuser in Trümmer legte. Li-thai-ze gelangte dessenungeachtet