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wonnen? Dämmert nicht hier und dort eine Ahnung auf* daß etwas Neues
kommen wird? Daraus erklärt sich, daß der Okkultismus im weitesten
Sinne fortgesetzt neue Anhänger gewinnt! Heißt das nicht: die Wissenschaft
und Kirche ist unfähig, die Seelen zu fesseln, die Seelen, die selbst
denken? Blüht nicht die Prophetie aller Gattungen? Da kann kein Zweifel
bestehen: blickt man in dieser Weise von höherer Warte auf unsere Zeit,
so drängt sich auf die Überzeugung: das dritte Reich wird kommen!*)
Langsam aber sicher wird es sich die Welt erobern, schon ergeht der Ruf:
Wer Ohren hat zu hören, der höre! Wir denken an die wunderbare Prophezeiung
des Sohar,**) an Swedenborgs „Neue Kirche":
„Es wird herabsteigen auf Erden die Neue Kirche, welche das Neue
Jerusalem ist . . ." ***)
Dieser Geisterseher hat nicht „geträumt" t); was er schaute, war das,
was die ganze Entwicklung bringen muß: die Evolution des Geistes. Mehr
und mehr muß der Geist wieder die Herrschaft erlangen, die er besaß und
verloren hatte, mehr und mehr muß die Erkenntnis der einen Wahrheit, von
der die Esoterik spricht, erfaßt und erlebt werden. Und so stehen, in
großen Rissen gezeichnet, sich zwei Prinzipien in Zukunft entgegen': das
eine, das der Evolution des Geistes. Zu ihm gehören diejenigen, welche
sich zur Esoterik, zum Banner des Geistes bekennen. Auf der anderen
Seite steht die immer stärkere Involution des Geistes in die Materie. Hierher
gehören die unbelehrbaren, unwilligen und verblendeten Materialisten.
Die Esoterik spricht von einer Scheidung in ferner Zukunft, einem Gericht
über die Bösen und Guten, die Gottesleugner und die Frommen ... Wer
Ohren hat zu hören, der hpre!
Unterwegs.
Von Max Hayek.
WTähnt ihr, auf diesem grünen Erdgelände,
Das wie ein Kügelchen im Räume kreist,
Fand' unsre Form und unser Menschengeist
Sein vofbestimmtes, allerletztes Ende?
*) Ibsen, „Kaiser und Qaliläer".
**) Siehe Sellin „Geisteswissenschaftliche Bedeutung des Sohar" u. Z. f. O.,
1915, 4. Heft.
***) Vorrede zur Apokalypsis relevata.
t) Diese Bezeichnung verdankt Swedenborg bekanntlich Kant. Es herrscht
die falsche Meinung, als habe Kant Swedenborg widerlegt oder dgl. Was darüber
zu sagen ist, hat F. L i e n h a r d in seinem wundervollen Roman „Oberlin" gesagt.
Es sei nur bei dieser Gelegenheit noch bemerkt, daß Kant kein Materialist war,
wozu ihn heute gern diese Leute stempeln. Man lese „Kants Vorlesungen über
Psychologie4', von du P r e 1 herausgegeben, ferner dessen „Rätsel des Menschen",
und Deinhard, „Wer ist Mephistopheles?" S. 8 f. darüber.
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