Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 223
(PDF, 124 MB)
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höhere Durchhilfe verließ, die ihm auch zuteil wurde. Das Vorherwissen
mancher Ereignisse und das Durchschauen anderer Menschen, mit andern
Worten seine Hellsichtigkeit, wird wenigstens seiner Mutter bei verschiedenen
Gelegenheiten bemerklich geworden sein. Darauf weist ihr Verhalten
l>ei der Hochzeit zu Kana hin, Joh. 2, 3. 5, wo gesagt wird, daß sie etwas
Außergewöhnliches von Seiten ihres Sohnes erwartete. Ich stelle diese
Behauptung auf, trotzdem sie gegenüber der vielfach beliebten Auffassung
des Johannisevangeliums, die dieser Schrift jeden historischen Wert abspricht
, als ein Wagnis erscheint.

Die kritisch gerichteten Theologen, die ganz einseitig von der materialistisch
gefärbten Weltanschauung beherrscht sind, stehen natürlich übersinnlichen
Begebenheiten ganz hilflos gegenüber und wissen nichts damit
anzufangen. Immerhin ist zuzugeben, daß neuerdings die biblischen Berichte
mit etwas mehr Achtung behandelt werden als früher. Aber man meint
genug getan zu haben, wenn man mit Hilfe einer Reihe ganz unbeweisbarer
und meist recht weit hergeholter Annahmen sich einigermaßen klar gemacht
zu haben glaubt, wie solche Geschichten in der christlichen Gemeinde etwa
entstehen konnten. Aber auch die positiver gerichteten Theologen wissen
sich z. B. nicht recht in die Versuchimgsgeschichte hineinzufinden. In einer
Auffassung begegnete ich der Voraussetzung, die Versuchung habe wohl
nicht in d e r Weise stattgefunden, wie sie die Evangelien geben, sondern
es handle sich um innerliche Vorgänge, und Christus habe sie dann in das
Gewand einer sinnlich vorstellbaren Erzählung eingekleidet, um sie seinen
Jüngern besser verständlich zu machen. Mir scheint, es müßte doch irgendwie
angedeutet sein, wenn diese Auffassung die richtige wäre.

Selbstverständlich können geschichtlich gut beglaubigte Vorgänge einer
späteren Zeit die Geschichtlichkeit ähnlicher Vorgänge in der Vergangenheit
nicht beweisen, aber sie erhöhen doch die Glaubwürdigkeit der älteren Berichte
bedeutend und beseitigen den Hauptanstoß, der der Vater aller andern
„Bedenken" ist, nämlich den, daß sich so überspanntes Zeug überhaupt
nicht ereignet haben könne. Sobald man einmal zu der Überzeugung gekommen
ist, daß Übersinnliches überhaupt wahrgenommen werden kann
und schon von jeher bis in die neueste Zeit nachgewiesen worden ist, so
schwindet die störende Fremdartigkeit, und man entschließt sich viel leichter
, solche Dinge von einem ganz andern Gesichtspunkte aus zu betrachten.
Der hier vertretene Standpunkt hat ebensogut seine Berechtigung wie der
andere, nach dem alles nicht Alltägliche von vornherein als unglaubwürdig
angesehen wird. Eines der ersten Erfordernisse der historischen Forschung
ist es doch gewiß, einen scheinbar der Vernunft und Erfahrung widersprechenden
Bericht, namentlich beim Fehlen zeitgenössischer Bestätigung,
zunächst so stehen zu lassen, wie er vorgefunden wird und den Versuch
zu wagen, das „Unbegreifliche" dadurch verständlicher zu machen, daß ihm
ähnliche, aber gut beglaubigte Tatsachen aus älterer und neuerer Zeit zur


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