Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 272
(PDF, 124 MB)
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sonders unsere Jugendwünsche sind es oft gewesen, die sieh zu einer Zeit,
als wir sie so heiß begehrten, nicht erfüllten, später aber, als wir keinen
Wert mehr legten auf ihre Erfüllung, sich verwirklichten. Da fragen wir
uns doch zunächst, wie geht das zu? Der Wunsch ist eine Kraft der Seele;
diese Kraft wirkt, ähnlich wie die Telepathie, in Gestalt von unsichtbaren
Seelenschwingungen. Diese Schwingungen aber können sich so lange nicht
fortpflanzen, als sie durch das anhaltende Begehren festgehalten sind von
dem physischen Körper. Erst als man sich von dem Wunsch lossagte, indem
man darauf verzichtete, und sich mehr gleichgültig verhielt hinsichtlich
seiner Erfüllung, waren den Schwingungen der Seele die Wege geebnet.

Wir können als Beispiel den elektrischen Strom heranziehen, wie er
wirkt in einem Straßenbahnwagen. Die Kraft ist da, aber sie kann gehemmt
werden durch die Bremse, welche der Wagenführer schließt. Nachdem er
diese wieder öffnet, wird auch die Kraft frei. So ist es auch mit den Bewegungen
der Wunschkraft. Es ist damit nicht gesagt, daß man keine
Wünsche haben soll, sondern daß man das hartnäckige und anhaltende Begehren
aufgeben soll. Und diesen Weg finden viele Menschen manchmal
ganz instinktiv, besonders die Frauenseele. Es gibt Frauen, die zuweilen
sehr viele Wünsche an ihre Männer haben. Die Männer sind aber nicht
immer sofort geneigt, darauf einzugehen, weil es in der Regel Geld kostet.
Wenn dann alles nichts helfen will, den Mann gefügig zu machen, so kocht
zuweilen die Frauenseele über mit den Worten: Wenn du es mir nicht
geben willst, dann will ich es gar nicht mehr, dann behalt's nur für diqh,
dann verzichte ich darauf. — Und jetzt bekommt sie es.

Einen besonders starken Grad von innerer Befreiung* erleben wir in
der Stille der Natur. Wenn wir uns allein auf Bergeshöhen befinden, los
von allem ruhelosen Getriebe des Alltagslebens, dann erwacht in uns eine
tiefe innere Verwandtschaft zu dem Frieden der Natur, der hier ausgegossen
ist. Es scheint uns, als ob wir auf einmal hineinwachsen in das
große, weite Luftmeer und als ob von der Sternenwelt, auf die unser Blick
gerichtet ist, eine geheime Anziehungskraft ausgeht, die in uns eine wunderbare
Verwandtschaft auslöst, eine Sehnsucht und ein Heimweh nach dem
Vaterhaus, so daß wir uns hier allein und doch nicht allein fühlen, gleich
als ob noch über uns eine Heimat ist, die unser ganzes Sehnen stillt. Dieses
Losgelöstsein ist der erhabene Augenblick, der unsere Seele eintauchen
läßt in das Allbewußtsein, und der in uns eine der stärksten Lebenseindrücke
zurückläßt, die wir nie mehr vergessen werden.

Welche Schlüsse habe ich nun aus solchen Beobachtungen zu ziehen?

Es muß in meinem Seelenleben etwas aufgegeben werden, was ich
das materielle Bewußtsein nenne. Dieser Gedankenzustand ist nicht geeignet
, in uns magnetische Kräfte zu erzeugen, die mit der geistigen Welt
in Beziehung treten, und deswegen ist die geistige Welt und damit die
Quellen der Kraft denen verschlossen, die noch nicht gelernt haben, „über


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