Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 296
(PDF, 124 MB)
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Das Uebernatürliche und der Krieg*

Von Baronin v. Wedel.

Die immer vorhandene, durch den Krieg gesteigerte Sehnsucht, Übernatürlichem
nachzuspüren, verbürgte oder unverbürgte Prophezeiungen
festzustellen und so den inneren Menschen auf die umgebenden Riesenereignisse
einzustellen, hat auch die Erzählungen oder Legenden über das
sogenannte „zweite Gesicht" wieder aufleben lassen. Zahlreiche Verfechter
seines Vorhandenseins behaupten aber, daß nur die Schotten damit begabt
seien und daß daher die Benennung „zweites Gesicht" freie Umgestaltung
des „second sight" sei. Es wird aber aus Indien ziemlich verbürgt über das
Vorhandensein des zweiten Gesichts berichtet; daß es in Europa auch außerhalb
Schottlands festgestellt wurde, das weiß ich zufällig «US meiner eigenen
Familie. Ich brauche nicht einmal auf Goethes Erzählung über die ihm gewordene
Erscheinung auf seinem Ritt nach Drusenheirn (Aus meinem
Leben) zurückzugreifen, ganz abgesehen davon, daß Dichter keine Kronzeugen
für Feststellungen dieser Art sein brauchen. Eine Schwester
meines verstorbenen Vaters litt in ihrer Jugend ausgesprochen an dem,
was als „zweites Gesicht" aufgeführt wird. Sie sah den baldigen Tod von
Personen voraus; diese erschienen ihr unter dem praktischen Sinn unerklärlichen
Bedingungen. So erblickte sie ihre kleinere Schwester, die an leichtem
Husten litt, mit der Blutspur des dann nötig werdenden Bräuneschnittes
am Halse vor sich im Sarge liegend, genau wie der Fall drei Tage später
eintrat. Ein anderes Mal war sie selbst krank, und eine ihr Zimmer betretende
Gestalt, die sie für sich selbst hielt, erzeugte den Gedanken an
ihr eigenes wahrscheinliches Ende. Sie erkannte dann eine Verwandte, bei
der sie besuchsweise weilte, die dreiTage später plötzlich verstarb. Ich selbst,
obgleich ich, soweit das menschlich möglich ist, von Aberglauben und von
Ahnungen oder Ähnlichem frei bin, gebe die lebhafte Wirkung seelischen
Zusammenhanges zwischen geistig „Intimen" zu, da ich ein für meinen
Mann gefahrdrohendes Ereignis trotz großer räumlicher Entfernung gleichzeitig
mit ihm empfand. Mein Mann war in Heiligendamm, ich in Berlin,
als mich eines Morgens zwischen 6 und 7 Uhr im Halbschlaf die Überzeugung
befällt, er sei in Lebensgefahr durch sehr bewegte Wassermassen,
die ich beinahe fühlte. Meine dadurch hervorgerufene Beunruhigung bestätigte
sich durch die Mitteilung, daß mein Mann an dem erwähnten Morgen
wie gewöhnlich zwischen 6 und 7 Uhr gebadet habe und weit hinausgeschwommen
sei. Er geriet bei starkem Sturm in die Gegenströmung und
wurde plötzlich von Schwäche befallen, der er, als vortrefflicher Schwimmer
, mehrfacher Sieger bei den großen W'eltschwimmwettkämpfen am
Genfer See und an anderen Orten, nicht nachgeben wollte. Es sei ihm aber
klar gewesen, daß ihn nur wenige Pulsschläge von einer Ohnmacht und von
der damit verbundenen Lebensgefahr trennten; er sei schließlich und trotz
alledem, ohne Hilfe zu beanspruchen, so erschöpft gelandet, daß man ihm


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