Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 301
(PDF, 124 MB)
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— 301 -

teil ist die Forderung derjenigen, denen die seelische Entwicklung der Schüler
am Herzen liegt: es wird verlangt, daß der Schüler selbständig sich im
Gebrauche seiner Fähigkeiten übe, sich über die Verhältnisse in der sinnlichen
wie in der übersinnlichen Welt aus eigener Anschauung sein Urteil
bildö, selbst erfahre, was es Erfahrbares gibt. Eine Kindheit macht jeder
durch, während welcher die Entfaltung seiner Sinne geübt, sein Geist angeleitet
werden muß, wie er sich in der Umgebung zurechtfindet. Aber hat
er einmal selbst sehen und wahrnehmen und das Täuschende vom Wirklichen
, das Zufällige vom Wesentlichen unterscheiden gelernt, dann steht
er auf seinen eigenen Füßen und hat sich ein selbständiges Urteil über seine
Erfahrungen zu bilden. So ist es im dichtstofflichen Leben, genau so muH
es im feinerstoffliehen werden, bevor der Seher sagen darf: Ich habe dies
oder jenes geschaut.

Der Verfasser erinnert sich bei diesem Anlaß recht wohl, wie oft er
gelegentlich von Versuchen mit Sensitiven die akademischen und noch
mehr die Laienkritiker sagen hörte: „Ach, das ist alles subjektiv, alles Einbildung
/6 Und wenn einer dabei noch das Fremdwort benutzte, das diesem
Einwand gewöhnlich als Schlagwort dient: „Suggestion, Autosuggestion!",
dann pflegte der Sprecher wohl meistens eine besonders gelehrte Miene aufzustecken
. Ein wie großes Armutszeugnis stellte sich ein solcher „Fachmann
" in Wirklichkeit damit aus! Welcher Mangel an einfachstem Scharfsinn
, an Phantasie, an methodischem Geist! Also wäre man augenblicklich
bereit, eine Forschungsquelle vollständig fallen zu lassen, weil man möglicherweise
mit Täuschungen zu kämpfen haben könnte? Da überschätzt
man doch gar zu sehr die Gefährlichkeit des „Selbstbetrugs44 und die Sicherungsmittel
des Experimentators. Wenn ich Selbsttäuschung oder absichtliche
Irreführung von Seiten der Versuchsperson (etwa veranlaßt durch
Hj/sterie) fürchten zu müssen glaube, so wende ich eben solche Unterscheidungsweisen
zum Versuche an, die mich vom andern unabhängig
machen, weil er nichts davon weiß. Schon Reichenbach hat mit solchen
Kontrollproben gearbeitet. Die einfachste besteht darin, daß man
in der Dunkelkammer von zwei Sensitiven zugleich und ohne deren Vorwissen
eine Reihe von Objekten beschauen und dann von jeder für sich,
unabhängig von der anderen, beschreiben läßt. Eine andere bestünde darin,
daß eine Sensitive etwa die Pole eines Elektromagnets in ihrer odischen
Leuchtfarbe zu schildern hat, während der Experimentator mit entsprechend
langen Intervallen die Elektrodenschaltung wechselt. (Dagegen könnte ein
schlauer „Kritiker44, der einem Sensitiven zur Irreführung die gekreuzten
Hände im Dunkeln vorhält und erwartet, daß die Pole dann verkehrt angegeben
werden, ganz falsche Schlüsse über die Versuchsperson heraufbeschworen
, weil der Kenner weiß, daß unter psychischem Einfluß die
menschlichen Pole verändert werden können.*)

*) Diese Verhältnisse sind in Durvilles „Physik des Animismus" nur in einer
Bemerkung des Übersetzers kurz berührt.


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