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Krankheiten, ihre verschiedenen Stadien, die Zeit seiner Genesung oder den
Tag seines Todes genau zu berechnen; inbezug auf Zeitbestimmungen irrt
er nur selten. Jeder, der sich gründlich mit dem Studium des Magnetismus
beschäftigt hat, weiß, daß wir infolge des Einflusses dieses Agens ein vollkommenes
Bewußtsein der Zeit haben, welche von einem gewissen Moment
bis zu einem andern bestimmten Augenblicke verfließt. Darauf gründet sich
die Kenntnis der Zukunft, die prophteische Gabe, welche man den magneti-
sierten Personen, die man konsultieren will, so leicht und so bereitwillig zuschreibt
. Diese ist bei ihnen die Wirkung einer Überlegung, der Deduktion
einer Intelligenz, welche höher steht als die unsrige; es ist ein Überbleibsel
jener adamitischen Kraft; oder vielmehr jene Kraft selbst, welche
in einem jeden von uns schlummert und zuweilen mit ihrer ganzen Energie
erwacht.
Außer der hier angegebenen Methode, den magnetischen Spie-
g e 1 anzufertigen, gibt es deren noch mehr. Von diesen müssen wir besonders
die hervorheben, welche der berühmte Magiker Achmed Herrn
Leon de Laborde im Jahre 1827 während dessen Aufenthalt in Ägypten
mitteilte.
Seit seiner Ankunft in Ägypten hatte de Laborde sehr viel von dem
Algierer Achmed reden hören, welcher von jedermann für einen Zauberei-
gehalten wurde. Man erzählte so wunderbare Dinge von ihm, daß in d e
Laborde der Wunsch rege wurde, ihn kennen zu lernen. Er ließ ihn
deshalb in eine Gesellschaft kommen, in welcher er sich befand.
Der französische Reisende erzählt Folgendes: „Die ganze Gesellschaft
sammelte sich um den Algierer^ Dieser ließ das elfjährige Kind eines Europäers
neben sich setzen, ergriff dessen Hand und schien es fest anzusehen.
Dann zog er aus seinem Schreibzeug eine Rohrfeder hervor, und als er
bemerkte, daß das Kind in diesem Augenblick unruhig wurde, sagte er zu
ihm: „Habe keine Furcht, mein Kind, ich will dir nur einige Worte in die
Hand schreiben, die du ansehen sollst; das ist alles.44 Nun wurde das Kind
ruhiger und der Algierer zeichnete ihm ein mit Buchstaben und Ziffern
seltsam geziertes Quadrat in die Hand, goß in die Mitte desselben eine
kleine Menge einer dicken Tinte und sagte dann dem Kinde, es möge das
Spiegelbild seines Gesichtes darin suchen. Das Kind antwortete, es sähe
sein Bild. Der Magiker verlangte ein Kohlenbecken; dies wurde herbeigebracht
. Nun öffnete er drei kleine Papierdüten, welche verschiedene
Ingredienzien enthielten; von diesen warf er abgemessene Quantitäten in
das Feuer. Dann sagte er dem Knaben, er möge nochmals das Spiegelbild
seiner Augen auf der Tintenfläche suchen, es aufmerksam betrachten und
ihm sogleich sagen, wenn er einen türkischen Soldaten sähe, welcher einen
Platz fegte. Das Kind neigte seinen Kopf, die wohlriechenden Ingredienzien
knisterten in den Kohlen und der Magiker plapperte erst mit leiser Stimme,
dann lauter eine Litanei von Worten her, von denen nur wenige deutlich
an unsre Ohren kamen/'
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