Freiburger historische Bestände - digital

hirnmasse behandelt, erhält man verschiedene Arten der Ekstase. Um aber
die schönste Ekstase hervorzurufen, jenen Zustand, welcher das Menschengeschöpf
mit einem himmlischen Licht erleuchtet, ihm eine engelgleiche Gestaltung
verleiht, muß man anfangs die Hand in einiger Entfernung vom Scheitel
halten, die Finger nach dem „Verehrungsorgane des Spurzheim oder dem
Organe der Theosophi e", wie G a 11 es nennt, richten. Sein Sitz liegt im
mittleren oberen Teile des Kopfes, es ist das am höchsten liegende Organ,
indem es auf die Mittellinie zwischen dem „W o h 1 w o 11 e n", der Festigkeit
" und der „Hoffnung" hervorragt. Der Wille erleichtert, wenn er vorhanden
ist, und bewirkt das Ausströmen des Fluidums durch die Fingerspitzen.
Nach einigen Augenblicken fühlt sich der Patient mit Magnetismus gesättigt, er
erbleicht, sein Gesicht wechselt den Ausdruck, nimmt den der Freude oder des
Entzückens an. Seiner ganzen Umgebung fremd geworden, hört er seinen
Magnetiseur nicht mehr und scheint dieser Welt nicht mehr anzugehören. Er
sinkt zusammen, wirft sich auf seine Knie nieder oder legt sich mit dem Gesicht
auf den Boden, stößt Worte der Freude aus, um seine Dankbarkeit auszudrücken
und den Wesen zu antworten, mit denen er in Verbindung getreten zu sein
scheint. Seine konvulsivisch gen Himmel gedrehten Augen bleiben unbeweglich.,
die Zirkulation ist verlangsamt und seine Seele von himmlischem Feuer durchglüht
, er ist nahe daran, der Erde zu entschwinden; sie berührt die Grenzen
der physischen Welt und wird durch die geistige emporgezogen. Am häufigsten
bleibt der Ekstatische schweigsam, läßt nichtsdestoweniger zuweilen Worte
hören, die ihm, ohne sich dessen bewrußt zu sein, entfallen. Es sind das oft
Enthüllungen über Tatsachen, die seine Gedanken in Anspruch nehmen. Auf
solche Weise entschleiert der Prophet die Zukunft, erteilt die Sybille im Grunde
ihrer Höhle denen Rat, welche sie darum angehen. Zu anderen Malen vernimmt
der Inspirierte eine geheimnisvolle Stimme, welche ihm erst später eintreffende
Ereignisse prophezeit, eine Stimme, die nur er allein hört. Eine Ekstatische
dieser Art war die heilige Therese; auch Johanna d'A r c
vrnahm jemandes Stimme, den sie für den Erzengel Gabriel hielt, alsdann
die heilige Katharina und die heilige Margarethe. Sie war von
ihrer Erscheinung so durchdrungen, daß sie immer davon redete, wie sich die
Heiligen ihr sichtbarlich offenbarten und ihr Ratschläge erteilten. Sie erblickte
dieselben, wie sie sagte, nicht durch die Augen der Phantasie, sondern mit
denen des Leibes.

Auch Socrates hatte einen Geist zum beständigen Begleiter, mit dem
er sich unterhielt. Endlich vernahm der liebenswürdige Dichter des „Befreiten
Jerusalem", der unglückliche Torquato Tasso, während seiner
letzten Lebensjahre Stimmen, so daß er glaubte, ein befreundeter Geist unterhalte
sich mit ihm. Manso, einer seiner Freunde, war eines Tages Zeuge,
wie sich Tasso mit dem Geist unterhielt.

„Ich hörte", sagte er, „T. Tasso sich in die tiefsten Gespräche einlassen.
Er fragte und antwortete, als wenn er sich wirklich mit jemand unterhielte. Aber