Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 372
(PDF, 124 MB)
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der Rapport, mit Vorsicht eingeleitet werden. Er darf nur kurze Zeit hindurch
stattfinden, trotz des Wunsches des Ekstatischen, welcher eine Trennung seiner
Seele von seinem Körper herbeisehnt und keine Ahnung von den Folgen eines zuweilen
sehr ernsten Übels hat. Er beschwört den Magnetiseur vielmehr, die
Bande zu zerreißen, welche ihn noch unter den Lebenden zurückhalten.

Im allgemeinen sind diejenigen, welche in der Ekstase eine solche Selbst-
Verleugnung zeigen, junge Mädchen, deren Herz und Tugend dennoch nicht
vom Gifte der Leidenschaften verdorben sind, oder junge Männer, welche, was
allerdings selten ist, die ganze Reinheit der Kinderjahre bewahrt haben. Bei derartigen
Personen muß man eine zu häufige Hervorrufung der Ekstase vermeiden;
denn indem man die Bande lockert, welche die Seele an den Stoff fesseln, zerstört
man schließlich die irdische Lebensweise oder erweckt wenigstens eine Existenz,
welche mit der menschlichen Bestimmung hienieden unverträglich ist. Selten erlangt
man durch die Ekstase reelle Vorteile, da der Inspirierte gewöhnlich unzusammenhängende
Dinge spricht, ohne sich mit dem abzugeben, was um ihn her
vorgeht, und da ihn nichts von der Betrachtung der Wesen , abhalten kann,
mit denen er verkehrt. Zuweilen, wenn dieser Zustand mit Hilfe oft wiederholter
Magnetisierungen oder zu starker Erregungen hervorgerufen wird, welche
selbst bei gewissen Personen von gewöhnlichen Geistesgaben durch eine zu
leidenschaftliche Beschäftigung mit religiösen Dingen verursacht werden können,
so geschieht es, daß sogleich eine tiefe Synkope, welche zur Ekstase führen
kann, besonders wenn der Magnetiseur, zu wenig vertraut mit dem furchtbaren
Gemälde des Todes, verwirrt wird und die Geistesgegenwart verliert.

Die Ekstase ist der höchste Punkt der Ausdehnung, den das Nervensystem
überhaupt erlangen kann. Auf dieser Stufe wird der Mensch gewissermaßen in
seinem ganzen Wesen vom Fluidum durchdrungen. Er kann sich seiner Organe
nicht mehr bedienen, um mit den andern Menschen in Verbindung zu
treten. Seine Seele allein behauptet einen Rapport mit dem Magnetiseur. Dies
hält sie zurück, ohne dies würde sie sich mit den andern Wesen, mit denen sie
Verbindungen angeknüpft hat, vereinigen und würde sich mit ihnen in die
höheren Regionen emporschwingen. Gezwungen auf Erden zu verbleiben, genießt
sie während der Ekstase das Glück, in der Gesellschaft der Geister zu sein,
und bei ihrem Erwachen bewahrt sie häufig ein süßes Andenken an die herrliche
Vision, deren sie sich aber dennoch nur undeutlich erinnern kann. Bei
den meisten ekstatischen Heiligen des Katholizismus ist dies der Fall und alle
Religionen haben etwas Ähnliches aufzuweisen.

Wenn der Inspirierte den Gebrauch seiner Stimme behält, so kommt es
zuweilen vor, daß er in einer fremden Sprache spricht, welche er sonst nicht
versteht, und dies ist, den mit den Erscheinungen des Magnetismus nicht vertrauten
Theologen zufolge, eine Eingebung des Teufels. In den halbbarbarischen
Zeiten, wo die Kirche solche ihr nicht bekannten Tatsachen beobachtete,
schleuderte sie, um eine Wissenschaft, deren Folgen sie gewissermaßen fürchten
mußte, im Keime zu ersticken, die Blitze ihrer Anathemen gegen den Magnetismus.


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