Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 386
(PDF, 124 MB)
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Geduld, Geduld, auch unser Planet wird dereinst diese hohe Stufe der
Entwicklung erklimmen. Doch denke einmal nach, wie sähe es auf Erden aus,
wenn dieser Zustand plötzlich eintreten würde. Bei einer vollkommenen
Menschheit gibt es keine Kranken, also ist der Arzt überflüssig, keinen Ver
* brecher, also auch keinen Richter, keine Polizei usw. Ist jeder ein Weiser, so
sind auch keine Schulen und Lehrer nötig. Da eine vollkommene Menschheit
keine Kriege mehr zu führen hat, so sind auch Soldaten und Offiziere überflüssig
, ebenso wie die Kirchen. Was sollen nun jene Menschen anfangen,
die mit Leib und Seele Ärzte, Richter, Priester und Offiziere sind, was die
Künstler und Gelehrten, wenn deren Kunst und Gelehrsamkeit eine ganz alitägliche
Sache geworden ist? Siehst du daraus nicht, daß die
Unvollkommenheit des einen Teiles der Menschheit gerade
dem anderen Teil die Möglichkeit bietet, seine
höheren Kräfte und Tugenden zu entwickeln? Und wie sollte
ein Mensch, der nie Leid empfunden, den Wert der Freude richtig schätzen?
Dasselbe gilt von den hohen Gütern der Freiheit, der Gesundheit des Seelenfriedens
. Alle diese beglückenden Gefühle werden erst voll erfaßt, wenn wir
deren Mangel oder Gegensatz kennen gelernt haben, und zwar nicht nur theoretisch
, sondern praktisch durch die Schule des Lebens.

Würde also die Allmacht die Menschheit gleich vollkommen erschaffen
haben, so würden die Menschen diese Vollkommenheit als etwas Selbstverständliches
auffassen und gar nicht zu schätzen wissen. Eine vollkommene
Welt kann sich nicht mehr weiter entwickeln, ist also auch zum Stillstand verurteilt
. Wir sehen jedoch in der Natur überall, daß, sowie ein Maximum
erreicht wird, nach einer Ruhepause die Auflösung eintritt. Absolute Ruhe gibt
es keine in der Natur, entweder Aufstieg oder Abstieg, entweder Auf tau oder
Zerstörung. Wir können uns also die Vollkommenheit nur als Ziel einer langen,
schwierigen Entwicklung denken. Aber auch die Menschheit auf dem ersten
Stern, den wir besuchten, entsprach deinen Wünschen nicht, denn sie war
automatenhaft organisiert, konnnte nichts Böses tun, aber sich auch nicht geistig
und sittlich frei entwickeln. Dazu bedarf der Mensch eines gewissesn Maßes
des freien Willens. Gibst du aber den Menschen dieses zweischneidige Schwert
des freien Willens, so kann er auch fehlen oder eine Beute der niedrigen Instinkte
, Leidenschaften und Gedanken werden, und dadurch schafft er Leid für
sich und andere. Damit beginnt das Drama der menschlichen Entwicklung
des einzelnen und der Gesamtheit. Erkennst du nun, daß es anders
nicht möglich ist? Die Menschheit des ersten Sternes gleicht einem
Kinde am Gängelbande, die des zweiten einem Erwachsenen; dazwischen liegen
die mühevollen Gehversuche, die Jugendstreiche uswr., um Handlungsfreiheit
zu erlangen. Frage dich selbst, wenn dir heute Schöpferkraft verliehen würde,
ob du, sofern du keine Automaten schaffen willst, den Menschen die bittere
Bahn einer leidvollen Entwicklung ersparen kannst?"

Daraufhin erwachte mein Freund. Ein sonderbarer Traum, sagte ich zu


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