Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 390
(PDF, 124 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Zungen stille sind. Wir erwecken Neigung und Abneigung, Liebe oder Haß,
auch wenn wir allein in der Zurückgezogenheit unseres Zimmers sitzen.

Ein Mensch, der von einer Idee besessen ist, wird oft ein Märtyrer oder
er hält sich dafür. Es besteht aber in keinem Falle die Notwendigkeit für ein
Märtyrertum, ausgenommen für jenen der Unwissenheit. Märtyrertum schließt
immer einen Mangel an Urteil und Takt in der Vorführung eines der Welt
neuen Prinzipes ein. Mache dir klar, was Märtyrertum heißt, und du wirst finden,
daß der Märtyrer versuchte, dem Volke eine Idee in einer angriffsweisen und
feindseligen Form aufzuzwingen. Menschen von großer Fähigkeit sind, indem
sie sich ganz und gar einer Idee hingaben, zuletzt von ihr besessen worden.
Die Gegnerschaft, die sie von anderen Menschen erfuhren, war eben zuerst
in ihnen. „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das
Schwert!" sagte Christus. Aber nun ist für die Welt die Zeit gekommen, das
Schwert in die Scheide zu stecken. Viele Menschen gebrauchen unbewußt Schwerter
, wenn sie anderen raten, was ihnen als das Bessere erscheint. Da ist das
Schwert des scheltenden Reformers, das Schwert des Widerwillens gegen andere,
weil sie das nicht beachten wollen, was du sagst, und das Schwert des Vorurteils
, weil andere deine besonderen Gewohnheiten nicht annehmen wollen.
Jeder Gedanke, der sich gegen andere richtet, ist ein Schwert und fordert das
Schwert von der anderen Seite. Der Gedanke, der solcherart von dir ausgeht,
ist derjenige, den du dafür zurückerhältst, und er wird deshalb die gleiche
Eigenschaft haben. Das kommende Reich des Friedens wird aufgebaut durch
die Versöhnung der Gegensätze, aus der Verwandlung der Freunde in Feinde,
indem man den Menschen sagen wird, daß in ihnen viel mehr Gutes als
Böses ist, in der Entmutigung des Klatsches und der üblen Nachrede und m
der Heranbildung angenehmerer und nützlicherer Menschen und durch den Beweis
, daß es — zunächst freilich noch nicht erkannte Gesetze gibt, die Gesundheit
, Freude und Seligkeit schaffen werden, ohne anderen Unrecht zu tun
oder andere zu schädigen. Der Anwalt jener Zeit wird dem Kranken mit dem
Lächeln der wahren Freundschaft begegnen, denn die krankesten Leute sind immer
die größten Sünder. Der abstoßende Mann, das Geschöpi voll Trug, Verrat
und Tücke bedarf deines Mitleids und deiner Hilfe am allermeisten, denn indem
dieser Mann üble Gedanken denkt, schafft er sich selber Schmerz und Krankheit.

Du denkst von einem Menschen mißfällig, der dich geringschätzte oder
beleidigte, verletzte oder ungerecht gegen dich war. Das Denken daran verfolgt
dich Stunde für Stunde, Tag auf Tag. Du wirst dessen endlich überdrüssig
und kannst es dennoch nicht los werden. Es beruhigt und quält dich, es reibt
dich auf, macht dich krank. Und du kannst nichts dagegen tun, immer und
immer wieder um dieses lästige und ermüdende Gedankennetz herumzulaufen.
Es verbraucht deinen Geist, und was den Geist verbraucht, verbraucht den
Körper.

Dies ist deshalb der Fall, weil du das gegnerische und feindselige Denken
des Anderen zu dem deinen gemacht hast. Er denkt von dir, wie du von


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