Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z4
Zentralblatt für Okkultismus: Monatsschrift zur Erforschung der gesamten Geheimwissenschaften
10.1916/17
Seite: 560
(PDF, 124 MB)
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auf das Publikum gerichtet, ab und zu auch zu S. hinsehend: Der Herr (p. Dame) hat
eine Karte gegeben, darauf steht folgendes: folgt genaue Angabe der gestellten Fragen,
Name, Alter, Berui, Wohnort, Speisenfolge des letzten Tages und ähnl. Var., Angabe
der genauen Sekundenzeit jeder Uhr (J. hält sie dicht vor sich hin, A. den Rücken
gewendet.) So bewegt sich S. von Tisch zu Tisch. — Nach dem Dargelegten läßt
sich hier die Cumberland'sche Fragemethode, wie er sie vor kurzem hier in der „Lese"
demonstrierte, nicht zur Erklärung heranziehen. Auch die Lippensprache, die ein
Jurist mir gegenüber ins Treffen führte, erklärt nichts, da man doch auf dem Rücken
keine Lippen hat. Ich habe wiederholt genau beobachtet, daß S. der A. von der
Fragestellung bis zur Erledigung den Rücken wandte. Bliebe noch die Spiegel-Hypothese.
Aber bei der fortwährenden Wanderung durch den Saal und wo man zudem nirgends
einen Spiegel wahrnimmt, weiß ich nicht, wie man darauf kommen kann. Daß J.
endlich nur mit ihm bekannten Personen experimentieren soll, stimmt schon deshalb
nicht, weil ich z. B. nicht zu jenen gehöre. Aber die Idee ist auch zu absurd, da der
Saal jeden Abend neuesPublikum zeigt und jeder an die Reihe kommt.

Am Schlüsse wurden von 4 Herren je 5 Zahlen gegeben, d. h. dem J., worauf
A. die Summe der Zahlen richtig nannte. Auf der Bühne wurde die Summe notiert
und dann von den Herren die einzelnen Zahlen, worauf die Addition erfolgte. —
Ich nahm Gelegenheit, den Impresario über die Theorie der Experimente zu befragen,
worüber er indes aus Geschäftsgründen nichts mitteilen zu können vorgab. Er sagte
nur, daß er es durch siebenjährige Übung mit Afra zu diesem Resultat gebracht habe.
Er habe eine Schrift verfaßt, die erst später, wenn die Vorführungen beendet wären,
herausgegeben werden könne. Bezüglich der Zahlenexperimente meinte er, daß hier
wohl geistige Suggestion vorliege. So verstanden, war S. in diesem Punkte nicht ganz
frei von Effekthascherei, insofern er weiter bekanntgab, daß weder ihm noch Afra die
Zahlen bekannt seien, noch er einen Einfluß darauf ausübe.

Im Anschluß daran will ich noch über einige Experimente berichten, die vor
Jahresfrist auf Veranlassung eines Herrn A. mit Frau B. in meiner Wohnung statt*
fanden. Herr A. ist Kriegsinvalide und hat durch Kopfschuß ein Auge verloren.
Er steht dem Okkultismus nahe und hat öfter Versuche mit Gedankenübertragung mit
Frau B. gemacht, die er bei seinem Eintritt bei einer hiesigen Firma kennen lernte.
Wir richteten die Experimente folgendermaßen ein: Ich bat 'die Dame, gegenüber
meinem Schreibtisch auf einem Stuhl Platz zu nehmen, und begab mich mit Herrn A.
in ein nebenanliegendes, keine Verbindungstür besitzendes Zimmer und schrieb folgenden
Satz auf einen Zettel: „Rechter Arm und linkes Bein Muskelstarrheit und
Gefühllosigkeit." Sofort begab ich mich zurück und bat die Dame, unauffällig aufzustehen
, was indes wegen des Eintretens der Phänomene schon nicht mehr befolgt
wurde. Der rechte Arm widerstand dem Versuch, ihn zu biegen. Ich klopfte, wie
verabredet, und Herr A. trat ein und löste die Spannung durch die Worte „Sie sind
frei". Darauf folgte erst der im neben anliegenden Zimmer zustande gekommene
Versuch: 1. Steifheit im Genick, Unfähigkeit, den Kopf zu drehen. 2. geschlossener
Mund, Unfähigkeit zu sprechen. Der Erfolg trat wie vorher nach einigen Sekunden
ein. Meine Fragen beantwortete Frau B. schriftlich mit ja und nein. Ihr Zustand
schien dem hypnotischen verwandt, die Schrift war gegen ihre frühere, wie ich später
nachprüfte, abweichend, sie schien wie die einer 6—7jährigen, unbeholfen und steif.
Der dann noch vorgenommene Versuch, einen Gegenstand an einen anderen Ort zu
legen, und der, eine übertragene Melodie wiederzugeben, glückte nicht so vollkommen,
vermutlich wegen Übermüdung oder aber zu unvermitteltem Übergang vom physischen
zum intellektuellen Gebiet.

Frau B. ist im übrigen eine glückliche, gesunde und lebenslustige Dame.

Walter Heide, Heilpädagoge, Cöln.


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