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einem größeren Publikum. Seine Vorträge waren meist glänzende Improvisationen
, vorgetragen in dem ihm eigenen gefälligen Plauderton, der in geistreicher
Weise die Zuhörerschaft zu fesseln wußte.
Es ist unmöglich, eine vollständige Übersicht über die literarische Tätigkeit
Papus' zu geben. Die Zahl seiner kürzeren Veröffentlichungen, wie Gelegenheitsschriften
, Polemiken, Berichte u. dergl., ist ungemein groß. Es hat wohl kein
Ereignis von einiger Bedeutung in der okkultistischen Bewegung gegeben, das
Papus' Feder nicht in Bewegung setzte. Bei dieser großen Produktivität ist es
wohl verzeihlich, daß sich in Papus' Schriften und Reden dieselben Gedankengänge
häufig wiederholen.
Papus' Werke haben, trotz der verschiedenen Auflagen, die einige von
ihnen erlebten, im allgemeinen, und besonders in Deutschland, noch nicht die
Beachtung gefunden, die ihnen zukommt Hieran mag wohl der Umstand
schuld sein, daß Papus seine Gedanken sehr häufig in einer (vermutlich absieht-
lieh!) obskuren Sprache darbietet und es unterläßt, seine Behauptungen auf
logische Beweisführungen zu stützen. Dieser Mangel an gedanklicher Durch-
arbeitung seiner Lehre bietet der mehr verständnismäßigen Mentalität des Deutschen
wenig Befriedigung und kann die Ursache sein, weshalb die Schriften
Papus' bislang nur wenig Verbreitung in Deutschland gefunden haben. Zudem
kommt noch, daß Papus' Schriften im allgemeinen wegen ihrer zahlreichen
Illustrationen ziemlich teuer sind. Wenn Papus es des öftere^ liebt, seine Gedanken
in vernickelte Formeln zu kleiden, so mag er wohl absichtlich nach dem
Spruch des alten Horaz, „Odi profan um vulgus et arceo" gehandelt haben und
der weisen Einsicht gewesen sein, daß nicht jede esoterische Erkenntnis dem
großen Publikum überliefert werden darf, noch in der klaren Sprache des Verstandes
übermittelt werden kann*'
Mit Papus scheidet eine der markantesten Persönlichkeiten der okkultistischen
Bewegung. Möge kein nationales Vorurteil die deutschen Okkultisten davon
abhalten, die Schriften dieses großen Gelehrten kennen zu lernen und eingehend
zu studieren, denn Papus ist ein Meister, dessen umsichtiger Führung
man sich anvertrauen darf.*)
Die Entstehung des Traumes.
Von Oskar Ganse r
(Fortsetzung von Seite 278.)
Voriges Mal schilderte ich die Einwirkungen von Lichtstrahlen auf das
Traumleben und zeigte, daß die verschiedenen Bestrahlungen ganz verschiedenartige
Träume zur Folge haben können. Man gestatte mir noch einige Er-
*) Es sei an dieser Stele auf die biographische Studie hingewiesen, die Phaneg
vor einigen Jahren im Verlag von Durville, Paris, veröffentlichte. Wegen der obwaltenden
Umstände konnte diese Quelle zu dem vorliegenden Aufsatz jedoch leider
nicht benutzt werden.
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