http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zb_okkultismus1918/0071
einigen Hochschulprofessoren und den Berufstaschenspielern Kellogg, Sargent
und Davis bestand. In der ersten Sitzung kamen die üblichen Phänomene
zustande, welche die drei Illusionisten in einem 22 Seiten umfassenden Bericht
ohne jeglichen Beweis durch die bekannten Täuschungsmöglichkeiten zu erklären
versuchten. Eine zweite Sitzung kam nicht zustande. Ein anderer
Prestidigitateur, der bekannte Howard Thurston, gibt jedoch die Echtheit der
Phänomene loyalerweise zu. Im allgemeinen ist das ungünstige Urteil der
amerikanischen Beobachter darauf zurückzuführen, daß die Teilnehmer an den
Sitzungen wahllos zusammengesetzt waren und weder die erforderliche Vorbereitung
noch Vorkenntnisse besaßen. Außerdem wechselten die Teilnehmer
beinahe an jeder Sitzung, so daß Zweifel durch wiederholte Beobachtung desselben
Phänomens unter verschiedenen Bedingungen nicht beseitigt werden
konnten.
Die Honorare, die Eusapia Paladino in Amerika -bezog, waren recht bedeutend
. So wurden ihr beispielsweise für zwei Sitzungen 250 Dollar bezahlt.
Die Notwendigkeit, ihre eigenartige Begabung zum Gelderwerb für ihren Lebensunterhalt
zu verwerten, gab vielfach dazu Anlaß, die Ehrlichkeit der Paladino
zu verdächtigen und ihr unlautere Gewinnsucht vorzuwerfen. Diese böswilligen
Beschuldigungen finden jedoch in ihrem Charakter keine Berechtigung, denn sie
hat ihr Leben lang den größten Teil ihres Verdienstes als Almosen an Unglückliche
verausgabt.
Ein auffälliger Zug im Charakter der Paladino ist ihr starkes Selbsgefühl,
ihre große Eigenliebe, die sich öfters in den Worten äußerte: „Doktoren und
Gelehrte gibt es in Menge, aber nur eine Eusapia!" Soll in dieser naiven Selbstgefälligkeit
nicht ein Unterton von Ironie liegen im Hinblick auf die zahllosen
Untersuchungen, welche die bedeutendsten Vertreter der Wissenschaften ihr widmeten
! Ist doch das Ergebnis all dieser gelehrten Beobachtungen ein Dutzend
mehr oder weniger origineller Hypothesen, die untereinander allesamt in mehr
oder weniger schroffem Widerspruch stehen und die lebhaft erinnern an die
Worte Fausfs:
„Hab nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemüh'n!
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor......"
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